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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XXXI. § i8o<br />

Si quis ex seruitute in libertatem proclamat, petitoris partes sustinet:<br />

si uero ex libertate in seruitutem petatur, is partes actoris sustinet<br />

qui seruum suum dicit I . igitur cum de hoc incertum est, ut possit<br />

iudicium ordinem accipere, hoc ante apud eum, qui de libertate<br />

cogniturus est, disceptatur, utrum ex libertate in seruitutem aut<br />

contra agatur . et si forte apparuerit eum, qui de libertate sua<br />

litigat, in libertate sine dolo malo fuisse, 2 is qui se dominum<br />

dicit actoris partes sustinebit et necesse habebit seruum suum pro-<br />

bare: quod si pronuntiatum fuerit eo tempore, quo lis praeparabatur,<br />

in libertate eum non fuisse aut dolo malo fuisse, ipse qui de<br />

sua libertate litigat debet se liberum probare.<br />

Unser Edikt betrifft das, was sonst beim Freiheitsprozeß die ordinatio litis<br />

genannt wird;3 der Prätor machte die Verteilung der Parteirollen und<br />

damit der Beweislast davon abhängig, ob derjenige, über dessen Freiheit<br />

gestritten wurde, „eo tempore, quo primum in ius aditum est, 4 sine dolo<br />

malo in libertate fuerit" oder nicht.<br />

Die Form dieses vorbereitenden Rechtsstreits war nach fr. 7 § 5 cit.<br />

die der magistratischen Kognition. 5 Die Stelle setzt aber voraus, daß auch<br />

der Freiheitsprozeß selbst, nicht bloß diese Vorverhandlung vor dem<br />

Magistrat vorgeht; dies ergibt sich aus den Worten „hoc ante apud eum<br />

qui de libertate cogniturus est disceptatur", die die Identität der beidemal<br />

entscheidenden Person dartun. Ulpian wird dabei den praetor de liberalibus<br />

causis und die Konsuln im Auge gehabt haben, die zu seiner Zeit für<br />

Freiheitsprozesse zuständig waren, 6 wiewohl dies Gebiet dem ordentlichen<br />

Prozeß mit Geschworenen damals noch keineswegs entzogen war.7 Eben<br />

aus der Mehrheit der zuständigen Magistraturen erklärt sich die Unbestimmtheit<br />

der Bezeichnung.' Fraglich bleibt, ob auch im ordentlichen<br />

für unser Edikt lieber die (als solche jedenfalls<br />

nicht bezeugten) Worte „de ordinanda<br />

liberali causa" oder ähnliche setzen. Er<br />

glaubt, daß die von mir als Rubrik gesetzten<br />

Worte in C. 21 h. t. nicht als Rubrik, sondern<br />

nur als Anfangsworte des Edikts zitiert seien.<br />

Letztere Zitierweise war aber bei Edikten<br />

nicht üblich. Damit soll nicht bestritten<br />

sein, daß im Album da oder dort auch der<br />

Ausdruck „ordinare lib. causam" vorgekommen<br />

sein kann; noch viel weniger<br />

habe ich jemals daran gedacht (was mir<br />

Wlassak, SZ 26, 395 n. r zuschreibt) zu<br />

bestreiten, daß die Worte unserer Rubrik<br />

zugleich auch Worte des Edikts selbst gewesen<br />

sein mögen. Um jeden Zweifel auszuschließen,<br />

habe ich dies im Text jetzt<br />

ausdrücklich ausgesprochen.<br />

Bis hierher nicht Inhalt des Edikts, sondern<br />

Folgerung aus allgemeinen Grundsätzen.<br />

Lene!, <strong>Das</strong> <strong>Edictum</strong> <strong>Perpetuum</strong>. 3. Aufl.<br />

385<br />

2 Hierher die eingangs angeführten Kommentarfragmente.<br />

S. auch C. (4. 19) 15.<br />

3 Vgl. C. (7. 21) 4: ordinata lite secundum<br />

formam edicti. Über den Terminus vgl.<br />

Wlassak, Litiscont. 73 ff.<br />

4 Ulp. 55 (40. iz) 12 § 4; vgl. auch Iulian.<br />

43 (22. 3) 20 : eo tempore quo primum lis<br />

ordinaretur.<br />

5 Vgl. Wlassak, Grünh. Z. 19, 7 r i ff.,<br />

SZ 26, 395 n. r.<br />

6 Wlassak, a. a. 0., Jörs, Unters. z.<br />

Gerichtsverf. d. röm. Kaiserz. (1892) 49f.<br />

7 A. M. für den Streit um die libertas ex<br />

iure Quiritium Karlowa, RG II, iIo8ff.<br />

Vgl. aber (5. 3) 7 § r. z, h. t. 8 § r. 2, 9 pr.,<br />

2 3 § 2, 42.<br />

8 Jörs, a. a. 0. 5o. Es besteht daher<br />

auch kein Anlaß zur Annahme einer Interpolation.<br />

Anders die i. Aufl., auch Naber<br />

(obs. 83), Mnemos. 27, 253•<br />

25

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