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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. LX. § 22 1 43 I<br />

cessio entschließt, hervorgehoben wird, daß er ex ante gesto nur in quantum<br />

facere potest belangt werden könne,' wenn ferner bei neu erworbenem<br />

Vermögen eine zweite bonorum uenditio gegen den fraudator erwirkt<br />

werden kann,2 so ist der Schluß auf fortdauernde Klagbarkeit der Schulden<br />

ex ante gesto ganz unvermeidlich. Die gegenteilige Ansicht beruht lediglich<br />

auf Mißverständnis des fr. ult. § ult. (42. 8). Dort heißt es von einer<br />

wegen alienatio in fraudem creditorum zuständigen actio, Mela sei der Ansicht<br />

gewesen, dieselbe sei nur gegen Dritte, nicht gegen den fraudator<br />

selbst zu gewähren: „quia nulla actio in eum ex ante gesto post bonorum<br />

uenditionem daretur et iniquum esset actionem dari in eum, cui bona ablata<br />

essent." Der Schein des Widerspruchs mit unserer obigen Behauptung<br />

schwindet sofort, wenn man sich des Satzes erinnert: nullam uidetur<br />

actionem habere, cui propter inopiam aduersarii inanis actio est. 3 Mela<br />

will die actio versagen, weil sie doch ohne Erfolg sein würde, 4 und gerade<br />

weil Mela seine Ansicht so motivierte, motiviert Venuleius, der Verfasser<br />

der Stelle, seine gegenteilige Ansicht mit den Worten: praetor non tam<br />

e m o l u m en t um actionis intueri uidetur in eo, qui exutus est bonis, quam<br />

poenam. 5<br />

War die actio ex ante gesto wider den fraudator nicht ausgeschlossen,<br />

so war dagegen dessen Haftung allerdings beschränkt: der Prätor gewährte<br />

ihm eine Erholungsfrist, indem er im ersten Jahr nach der bonorum<br />

uenditio die Klage wider ihn ex ante gesto nur in quantum facere potest<br />

doloue malo fecit quo minus posset zuließ. 6 Dies ist der Inhalt des Edikts,<br />

das wir aus c. ult. (7. 75) — Diocl. et Max. — kennenlernen:<br />

Si actu sollemni praecedentem obligationem peremisti, perspicis<br />

aduersus fraudatorem intra annum in quantum facere potest uel<br />

dolo malo fecit, quo minus possit, edicto perpetuo tantum actionem<br />

permitti.<br />

Pessime uidetur cantare haec lex, sagt die Glosse, und in der Tat ist nicht<br />

nur von den zahlreichen Auslegungen, die das Gesetz gefunden hat,7<br />

keine einzige akzeptabel, sondern nach dem Titel zu urteilen, unter den<br />

die Kompilatoren des Codex dasselbe gestellt haben, haben schon diese<br />

I. (4 . 6) 4o, D. (4 2. 3) 4 pr. § 1, C. (7 . 7 2) 3.<br />

2 Gai. II, 1 55, (42. 3) 7. Letztere Stelle<br />

bezieht Zanzucchi, bull. 29, 1023, nur auf<br />

den Fall der cessio bonorum.<br />

3 (4 . 3) 6.<br />

4 Solazzi, revoca degli atti fraud.(r9o2)<br />

155f., bullett. 15, 1 35, meint, ich schreibe<br />

dem Mela eine absurde Äußerung zu, wenn<br />

ich ihn die Gewährung einer actio, der er<br />

den Effekt abspreche, zugleich als unbillig<br />

bezeichnen lasse. Ich kann das nicht zugeben.<br />

Effektlos ist die actio, weil der<br />

Schuldner nichts hat, und unbillig konnte<br />

ihre Gewährung scheinen, weil er durch sie<br />

der Gefahr der ductio ausgesetzt wird.<br />

5 D. h. die Schuldhaft, s. Bethmann-<br />

Hollweg, CP II, 686.<br />

6 Dadurch war die Schuldhaft ausgeschlossen;<br />

die oben zitierte Äußerung des<br />

Venuleius behauptet daher implicite die Unanwendbarkeit<br />

unseres Edikts auf die Klage<br />

wegen alienatio in fraudem creditorum.<br />

7 Vgl. die Glosse, sodann Iac. Constantinaeus<br />

in <strong>Otto</strong>, thes. IV, 6o8f., wo eine<br />

Reihe von Auslegungsversuchen zusammengestellt<br />

ist, aus neuerer Zeit: Huschke,<br />

Z. f. CRt. u. Pr. N.F. 1 4, 44 f. , Solazzi,<br />

revoca 151 ff., welch letzterer die Stelle durch<br />

Annahme einer Interpolation aus dem Wege<br />

räumt.

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