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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XLIII. § 268<br />

„curatori bonorum" der Satz hereininterpoliert „uel ei cui de ea re actionem<br />

dare oportebit", und darum umgekehrt in unserm Interdikt die deutliche<br />

Bezeichnung der Gläubiger durch das unbestimmte „si ... actio competere<br />

esseue oportet" ersetzt. Ebenso wurde systematisch im Digestentitel (42. 8)<br />

und im Codextitel (7. 75) der Name „interdictum" getilgt und dafür „in<br />

factum actio" oder „actio" schlechtweg eingesetzt, so daß insbesondere<br />

Ulpians Kommentar, abgesehen von kleinen Unebenheiten, die die Kompilatoren<br />

stehen ließen, gar nicht mehr erkennen läßt, daß er sich auf ein<br />

Interdikt bezog.' Auch an Stelle des unmöglichen „in factum actionem<br />

permittam" unseres Referats wird daher im Originaltext ein „interdicam"<br />

oder vielleicht „interdicam sponsionemque restipulationemque facere per-<br />

mittam" gestanden haben.'<br />

Nach alledem würde das echte Interdikt folgendermaßen gelautet<br />

haben: Quae L. Titius fraudandi causa sciente te in bonis q. d. a. fecit: ea<br />

illis quos eo nomine q. d. a. ex edicto meo in yossessionem ire<br />

esseue oportet, 3 si non plus quam annus est, cum de ea re q. d. a.<br />

experiundi potestas est, restituas. interdum causa cognita et si<br />

scientia non sit, interdicam rel.<br />

Dies Interdikt ist insofern eigentümlich gefaßt, als es dem Beklagten<br />

Restitution an die Gesamtheit der Gläubiger aufgibt, die wir uns dabei<br />

durch den curator bonorum oder auch einen ad hoc ernannten Repräsentanten<br />

vertreten denken müssen,4 während das Interdikt selbst von jedem<br />

einzelnen Gläubiger erbeten werden konnte. 5 Also gewissermaßen ein<br />

Popularinterdikt, das der einzelne Gläubiger zum Vorteil aller begehrt.6<br />

Eine andere Fassung war in der Tat kaum denkbar, wenn der Prätor auf<br />

der einen Seite das Recht des einzelnen Gläubigers, die fraudulosen Akte<br />

anzufechten, nicht von der Zustimmung aller abhängig machen wollte, auf<br />

der andern aber ihn unmöglich für befugt erklären konnte, Restitution von<br />

Gegenständen, deren Wert den Betrag seiner Forderung weit übersteigen<br />

mochte, an sich persönlich zu verlangen.7 Weigert freilich der unterlegene<br />

' <strong>Das</strong> interdictum fraudatorium wird nur<br />

außerhalb der sedes materiae erwähnt und<br />

ist da offenbar nur aus Versehen stehengeblieben:<br />

(36. i) 69 (6 7) , (46.3) 96 pr. In<br />

c. 2 (2. 27 [28]) ist die es betreffende Stelle<br />

— cf. c. i C. Theod. (2. 16) — gestrichen.<br />

2 Ganz anders freilich H u s c h k e, a. a. 0.<br />

77 f-<br />

3 Darauf bezieht sich in Ulpians Kommentar<br />

fr. ro § 17 h. t. <strong>Das</strong> Interdikt wurde<br />

nur den Gläubigern gewährt, nicht demjenigen,<br />

dem der Nachlaß, zur Vermeidung<br />

der uenditio bonorum, libertatium conseruandarum<br />

causa zugeschlagen wurde. Vgl.<br />

auch Paul. 68 h. t. 13 und dazu Paling. I,<br />

1084 n. 1.<br />

<strong>Lenel</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Edictum</strong> <strong>Perpetuum</strong>. 3. Aufl.<br />

497<br />

4 Arg - (40. 5) 4 § 9•<br />

5 Vgl. (46. 3) 96 pr. und dazu meine zit.<br />

Abh. 15f.<br />

6 <strong>Das</strong> kommt Solazzi so merkwürdig<br />

vor, daß er bull. 15, 165 ironisch bemerkt :<br />

1'illustre romanista ha foggiato un interdetto<br />

di nuovo conio. Dem gegenüber sei, außer<br />

dem oben Gesagten, hervorgehoben, daß<br />

das Wort „illis" im Text der Digesten steht.<br />

7 Was Solazzi, bullett. 15, 165f., hiergegen<br />

vorbringt, kann schwerlich überzeugen.<br />

Er fragt, warum, wenn denn doch<br />

die Restitution nur an einen Kurator oder<br />

sonstigen Vertreter der Gesamtgläubigerschaft<br />

habe stattfinden können, man nicht<br />

sofort zur Ernennung eines Kurators ge-<br />

3 2

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