Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

Tit. XXX. § 177
selbst nach Feststellung der zweifelhaften Lesart kaum sicher zu ent-
scheiden sein wird, muß hier auf sich beruhen. Gewiß ist, daß in den
Kommentaren zum Edikt eine auf den Fall der Stelle berechnete Sonderformel
nicht nachweisbar ist.
§ 177. AQUAE PLUUIAE ARCENDAE
Ulp. 53,' Paul. 49, 2 Gai. ad ed. pr. urb. h. t.3
Die Formel dieser alten actio ciuilis 4 läßt sich, wie ich glaube, in der
Hauptsache mit Sicherheit rekonstruieren.
Zunächst: die Kondemnationsbedingung
S. p. opus factum esse in agro Capenate, unde aqua pluuia agro
A=' A= nocet,
halte ich für im wesentlichen gewiß. Die Worte sind bei Ulpian in fr. i
und fr. 3 pr.-§ 2 ausführlich kommentiert und kehren bei allen Juristen
wieder, die sich mit unserer actio beschäftigen. 5 Dabei muß besonders
hervorgehoben werden, daß es weder geheißen haben kann:
noch auch:
S. p. in agro N i Ni opus factum esse,
S. p. a N° N° opus factum esse,
zwei Fehler, die R u d o r f f , EP § 178, kombiniert. 6 Ersteres nämlich nicht,
weil Ulp. 53 in fr. 3 § 3 h. t. sagt:
Aquae pluuiae arcendae non nisi eum teneri, qui in suo opus
faciat, receptum est eoque iure utimur.
Aus dieser Bemerkung geht hervor, daß der Ort, wo das schädliche opus
errichtet worden, in der Formel nicht als Eigentum des Beklagten bezeichnet
gewesen sein kann, daß die alleinige Haftung des Eigentümers
vielmehr auf der Jurisprudenz und Praxis beruhte. Noch viel weniger
kann aber die Formel den Beklagten gar als Errichter des opus namhaft
gemacht haben: denn bekanntlich geht unsere actio gar nicht gegen den
Errichter, sondern gegen den Eigentümer des Grundstücks, wo sich das
opus befindet, als solchen, auch wenn ein anderer dasselbe errichtet hat,
und zwar unsere actio in ihrer ursprünglichen Gestalt, nicht etwa als
utilis. 7
I h. t. 1, 3, 4, 6.
2 h. t. 2, 5, II § 1-Ult., 14, (50. 17) 167 § I
cf. h. t. 4 pr. Fr. 77 (5o. 16) gehört zu lib. 59.
3 h. t. 13.
4 (4o. 7) 21 pr. Legitima actio: h. t. 22 § 2.
über fr. 5 ( 43 . 8) s. oben.
5 Vgl. z. B. Paul. 49 h. t. 2 § 5, 5, I I § 1.
2. 4, 1 4 pr. § 1. 4 , Iauolen. h. t. 18 pr.,
P ompon. h. t. 1 9, 22 § z, Iulian. h. t. 25. Die
Worte „si aqua pluuia nocet" sind als zwölft
afelmäßig bezeugt in fr. 21 pr. (4o. 7). Auf
das „si paret factum esse" mag man die
Berü cksichtigung der unvordenklichen Ver-
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jährung gegründet haben, vgl. Paul. 49 h. t.
2§ B. Andere Vermutung bei P a r t s c h,
1. t. praescr. 97. Zu „agro" vgl. Cic. top. c.
io § 43, D. h. t. 1 § 19. 20. Zu aqua pluuia:
Cic. top. c. 9 § 39.
6 Nur den ersten begeht Burckhard,
a. a. 0. III, 557.
7 Ulp. 53 h. t. 4 § 2. 3, Paul. 49 h. t. 5,
I I § 2, Pompon. h. t. 22 § 2.
si fructuarius opus fecerit, ... erit .. .
actio legitima cum domino proprietatis :
[... utilis in fructuarium ...]
Über die Itp. vgl. Baviera, Scr. I, 166.