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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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s<br />

Tit. XXXIV. § J87 393<br />

versehen ausgefallen sein. Es dürften vielmehr die Kompilatoren gelegent-<br />

lich der Aufhebung des interdictum de ui armata I beschlossen haben, alle<br />

privatrechtlichen Besonderheiten der uis armata zu beseitigen, und darum<br />

den Text sowohl des Edikts wie des Kommentars zu den Worten „armatis<br />

coactisue" absichtlich verändert haben. <strong>Das</strong> läßt sich gerade an der uns<br />

beschäftigenden Stelle des Kommentars mit . größter Wahrscheinlichkeit<br />

nachweisen. In fr. 2 § 6 hatte Ulpian gesagt:<br />

sed et si unus homo coactus sit, adhuc dicemus homines coactos.<br />

Im Fortgang seines Kommentars mußte er notwendig weiter fragen:<br />

Quid si neminem coegerit reus, sed solus armatus (also uno homine<br />

armato) damnum dederit? Und gerade auf diese Frage erteilte das auch<br />

in S a v i g n y s Emendation noch anstößige fr. 2§ 7 im Urtext die Antwort.<br />

Ulpian hatte geschrieben:<br />

Item si proponas solum armatum damnum dedisse, non puto deficere<br />

uerba: hoc enim quod ait „hominibus armatis coactisue" sic<br />

accipere debemus: „etiam hominibus coactis", ut siue solus armatus<br />

2 uim fecerit siue etiam hominibus coactis uel armatis uel<br />

inermibus hoc edicto teneatur.<br />

<strong>Das</strong> Edikt sah so verstanden zwei Fälle vor: die uis armata (durch die<br />

Worte dolo malo hominibus armatis), die uis hominibus coactis (durch die<br />

Worte dolo malo hominibus coactis).3<br />

Unsere Vermutung löst zugleich auch zwei weitere Probleme. Wir<br />

haben gesehen, daß die erste Klausel des Edikts das Wort „uis" nicht<br />

enthielt. Dieses selbe Wort ist aber unumgänglich in der zweiten Klausel<br />

„siue cuius bona rapta esse dicentur", — denn die daraus entspringende<br />

actio hieß „ui bonorum raptorum". 4 Warum hat man dies Wort im Text<br />

des Edikts gestrichen? Andererseits muß es auffallen, daß Ulpians Kommentar<br />

den Fall des Raubes, der im Edikt den Gegenstand einer besondern<br />

zweiten Klausel bildet, wiederholt in die Erörterung der ersten Klausel<br />

„si cui . . . damni quid factum esse dicetur" hereinzieht. 5 Man erkennt<br />

in diesem Wirrsal unschwer die Hand der Kompilatoren, die in fr. 4 § 6<br />

Ulpian sagen lassen:<br />

ibi de eo damno praetor loquitur quod dolo malo hominibus<br />

coactis datum est uel raptum etiam non coactis hominibus.<br />

Damnum quod raptum est! Wo liegt der Grund dieser Interpolationen?<br />

M. E. in folgendem. Im Originaltext hatte Ulpian hervorgehoben, daß<br />

die zweite Klausel keine uis armata verlange, sondern jedwede Art von<br />

Gewalt genügen lasse. Nun hatten aber die Kompilatoren dadurch, daß<br />

sie in der ersten Klausel das Wort „armatis" unterdrückten und im Korn-<br />

I S § 245.<br />

2 Auch in fr. 2 § 9 h. t. ist zu lesen: si<br />

quid solus admiserit non ui armata.<br />

3 Dies dürfte Ulpian schon in dem ebenfalls<br />

korrumpierten fr. 2 § 2 h. t. hervor-<br />

gehoben haben.<br />

4 Cf. auch C. (3. 4 1) 4, (9.33) 2-4, wo überall<br />

das „ui rapuisse" als Voraussetzung der<br />

actio hervortritt.<br />

5 h. t. 2 § 2. 3. 12.

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