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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XV. § 83-88<br />

Ohne Zweifel haben wir es vielmehr in fr. 15 cit. (wofern die Inskription<br />

der Stelle richtig ist) mit einem speziellen Fall des litern suam facere zu<br />

tun, zu dessen Erörterung eines der Bürgschaftsgesetze Anlaß gab. Dafür<br />

spricht auch sehr entschieden der Wortlaut der Stelle; denn wenn Ulpian<br />

das litern suam facere definiert als: dolo malo in fraudem legis sententiam<br />

dicere, so wäre das als Definition des Delikts überhaupt viel zu enge (s. oben<br />

S. 168), und das „in fraudem legis" verträgt gewiß sehr gut die Deutung<br />

auf ein Urteil, das in fraudem eines bestimmten Gesetzes erlassen ist.<br />

Es läßt sich vermuten, daß man in Rom mancherlei Wege versucht haben<br />

wird, um die lästigen Beschränkungen der Bürgschaft zu umgehen, — man<br />

denke nur etwa an die Möglichkeit der Ersetzung der Bürgschaft durch<br />

Übernahme der Korrealverpflichtung. Vielleicht ist in fr. 15 cit. ein Judex<br />

zu unterstellen, der bewußt solche Gesetzesumgehung unterstützt, indem er<br />

über das Maß der lex Furia oder Cornelia hinaus verurteilt.<br />

Zum Schluß erhebt sich die Frage, wie wir uns den auf die Bürgschaftsgesetze<br />

bezüglichen Teil des Albums ausgefüllt denken sollen. Ich<br />

stelle hierher folgende Rechtsmittel.<br />

1. Ad legem Furiam (Ulp. 20, Paul. 24) war die Formel der ehedem<br />

durch manus iniectio pro iudicato durchgeführten Rückforderungsklage<br />

— actio legis Furiae I — proponiert. Gai. IV, 22, 109. Eine exceptio legis<br />

Furiae hat es m. E. nicht gegeben; 2 sie würde übrigens keinesfalls an<br />

dieser Stelle zu siechen sein, sondern unter die allgemeine Rubrik des § 279<br />

gehören.<br />

2. Ad legem Appuleiam (Paul. 24) hätten wir die durch dieses Gesetz<br />

eingeführte Regreßklage — Gai. III, 122 - zu suchen, freilich schwerlich<br />

im städtischen Edikt, da sonst die von Gaius 1. c.. erwähnte Streitfrage wohl<br />

kaum denkbar gewesen wäre.<br />

3. Ad legem Publiliam (Paul. 24): hierher gehört die Formel der actio<br />

depensi, die bekanntlich eine actio quae infitiando in duplum crescit war.3<br />

Gai. III, 127, IV, 22, 171, Paul. I, 19 § 1.<br />

4. Ad legem Cicereiam (Ulp. 2 1) : nach Gai. III, 123 konnten auf Grund<br />

Über die Frage der Litiskreszenz vgl.<br />

Mitteis, SZ 22, 114.<br />

2 Anders (jedoch nur hins. der zweijährigen<br />

Befristung) die I. Aufl., im Anschluß<br />

an D e m e l i u s, Untersuchungen 16 n. 6;<br />

für die exceptio G i r a r d, une exc. ā la div. de<br />

la 1. Furia (studi F a d d a II, 55 f.) ; dagegen<br />

Appleton, SZ 26, 14f., der das scheinbare<br />

Gegenargument aus Gai. IV, 22 treffend bekämpft<br />

(S. 11 ff.) und durch Girard, a. a. 0.<br />

6o n. 3 nicht widerlegt wird. Fr. 12 (46. 6)<br />

bezieht sich m. E. auf fideiussores, nicht auf<br />

sponsores; da dieVerpflichtung durch sponsio<br />

nur röm. Bürgern offen stand, müssen auch<br />

prätorische Satisdationen unendlich oft durch<br />

Fidejussoren geleistet worden sein, so daß<br />

217<br />

es durchaus nicht auffallen kann, wenn dem<br />

Juristen ein solcher Fall vorlag. Wie im<br />

Fall der Stelle bei Mehrheit von sponsores<br />

zu entscheiden gewesen wäre, ist mit Sicherheit<br />

nicht zu sagen: sollte es nicht Ausnahmen<br />

von der Teilungsvorschrift der lex<br />

Furia gegeben haben? Die sicher auf die<br />

Teilung ex lege Furia bezüglichen Digestenstellen<br />

deuten ebensowenig auf exceptio wie<br />

Gai. III, 121. Vgl. (46. 3) 5 § 1, 34 § 10, 37,<br />

(45 .1 ) 72pr. Gegen die exceptio auch Levy,<br />

Sponsio 71 n. I, 72 n. 1. Vgl. auch W las s a k,<br />

SZ 28, 101.<br />

3 Rekonstruktionsversuch ohne Halt bei<br />

Betti, atti Ven. 74 2, 1463.

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