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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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Tit. XX. § 113 305<br />

dieser widersinnigen Annahme, sondern ganz im Gegenteil zu einer intentio<br />

certa: es ist uns ausdrücklich überliefert, daß die intentio nicht auf „quidquid",<br />

sondern auf „ dotem reddi" I gerichtet war, Ulp. 33 h. t. 22 § 9:<br />

Item pater furiosae utiliter intendere sibi filiaeue suae reddi dotem<br />

potest.<br />

Ein intendere dotem reddi kann nun aber nimmermehr in dem Formelteil<br />

stattgefunden haben, in dem das überlieferte quod melius aequius erit<br />

gestanden hat, und versucht man andererseits etwa die Rekonstruktion<br />

Si Aae Aae dotem reddi melius aequius esse parebit,<br />

so verstößt man gegen den Wortlaut „quod melius aequius erit" und<br />

macht zugleich dem Judex die Berücksichtigung der Retentionen unmöglich,<br />

da er auf Grund einer so gestalteten Formel die dos nur im ganzen<br />

hätte zu- oder absprechen können. 2 Wohl aber kann die intentio folgendermaßen<br />

gelautet haben:<br />

S. 15. N"t Nnz Aae Aae dotem yartemue 3 eius reddere oyortere,4<br />

und daran schloß sich glatt und angemessen das Formelstück<br />

quod eius 5 melius aequius erit, 6 eius iudex Nm Nm<br />

c. s. n. p. a.<br />

Aae Aae<br />

Hier kommt das officium iudicis zu dem ihm gebührenden Recht: der<br />

Juristenschrift verdanken; es wird aber nicht<br />

dieser, sondern ihm selbst auf Rechnung<br />

zu setzen sein, daß er sie zur Kommentierung<br />

des Cicerotexts verwerten zu dürfen<br />

glaubte.<br />

Wegen des Worts reddere, das für die<br />

Bezeichnung des Inhalts der Restitutionsverbindlichkeit<br />

das allgemein technische ist,<br />

vgl. außer den im Text angef. Stellen noch<br />

besonders: (12. 2) 30 § 2, (17. 2) 66, h. t. 34,<br />

(46. 3) 82 i. f.<br />

2 Vgl. Bechmann, a.a.O. 320.<br />

3 Gegen partemue Biondi, iud. b. f.<br />

198.<br />

4 Für intentio certa auch S o l a z z i, restituz.<br />

d. dote 365. Karlowa, a. a. O. 222,<br />

hält die so formulierte intentio für unvereinbar<br />

mit fr. 8 (4 . 5) und für keine intentio<br />

certa. Letzteres ist eine Frage der Terminologie,<br />

über die ich nicht streite. Fr. 8 cit.<br />

läßt die actio r. u. durch capitis deminutio<br />

nicht untergehen, weil sie als in bonum<br />

aequum concepta „naturalem praestationem"<br />

habe. <strong>Das</strong> weist m. E. gerade auf<br />

eine intentio, die die entgegengesetzte Entscheidung<br />

möglich erscheinen ließ : aus dem<br />

melius aequius wird die naturale Bedeutung<br />

der ganzen Verbindlichkeit erschlossen, die<br />

ohne dies nicht zweifellos gewesen wäre<br />

(übrigens ist der Eingang von fr. 8 cit. itp.,<br />

L e n e l, <strong>Das</strong> <strong>Edictum</strong> <strong>Perpetuum</strong>. 3 . Aufl.<br />

vgl. Perozzi, ist. I, 327'). Was Karlowa<br />

vorschwebt — eine formula in factum concepta<br />

nach dem Schema: quod Titia N0 No<br />

marito dotem dedit, quod eius melius<br />

aequius erit reddi etc. —hätte den Gedanken<br />

an eine Einwirkung der capitis deminutio<br />

kaum aufkommen lassen. Und wie wäre<br />

dabei eine fictio diuortii zu denken? Ich<br />

kann mich auf keine Weise mit der Annahme<br />

befreunden, daß ein derart durch<br />

Gesetz geregelter Anspruch eine Formel<br />

gehabt habe, die mit der prätorischen actio<br />

iniuriarum auf einer Stufe stand. Eine andere<br />

(historische) Erklärung des fr. 8 versucht<br />

Mitteis, röm. Pr. R. I, 6165.<br />

5 Quod ei u s aequius melius erit haben<br />

die besten Handschriften in Cic. top. c. 17<br />

§ 66.<br />

6 Wahrscheinlich stand die Klausel einfach<br />

so da; der Judex konnte sich subintellegieren<br />

„N m Nm A8° A8e condemnari"<br />

oder auch vielleicht „Aae Aae reddi", vgl.<br />

fr. 82 i. f. (46. 3). An ein quantum aequius<br />

melius erit dari repromittiue ist m. E. jedenfalls<br />

nicht zu denken: wegen Cic. pro Roscio<br />

com. c. 4 § I. 12 vgl. oben S. 297 n. 1.<br />

Mit dem arbitrium rei uxoriae hat diese<br />

Stelle übrigens unter keinen Umständen<br />

zu tun.<br />

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