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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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462<br />

Tit. XLIII. § 245<br />

Über den Wortlaut des interdictum Unde ui (de ui non armata) haben<br />

wir zwei Überlieferungen, die aber beide für die Rekonstruktion des<br />

Hadrianischen Albums nicht unmittelbar maßgebend sein können. Die<br />

eine — die der Digesten in fr. i pr. h. t. — zeigt in der Verwischung des<br />

Interdiktcharakters deutlich die Hand der Kompilatoren:<br />

Praetor ait: Unde tu illum ui deiecisti aut familia tua deiecit,<br />

de eo quaeque ille tunc ibi habuit tantummodo intra<br />

annum, post annum de eo, quod ad eum qui ui deiecit<br />

peruenerit, iudicium dabo.<br />

Die andere — in verschiedenen Stellen Ciceros I — gibt den Wortlaut des<br />

Edikts zur Zeit von Ciceros Rede pro Tullio (a. u. c. 682 oder 683) und<br />

läßt die Frage offen, welche Veränderungen dieser Wortlaut bis zur Redaktion<br />

des Hadrianischen Albums erfahren:<br />

Unde tu aut familia aut procurator tuus illum aut familiam<br />

aut procuratorem illius in hoc anno ui deiecisti, cum<br />

ille possideret, quod nec ui nec clam nec precario a te<br />

possideret, 2 eo restituas.<br />

Der Wortlaut des Hadrianischen Albums kann nur dadurch ermittelt<br />

werden, daß wir beide Überlieferungen mit den Kommentaren, namentlich<br />

dem Ulpians vergleichen.<br />

Hier ergibt sich nun zunächst, daß die Kompilatoren den Anfang des<br />

Hadrianischen Interdikts in den Worten<br />

Unde 3 tu illum ui deiecisti aut familia-tua deiecit4<br />

getreu wiedergegeben haben. Die Abänderung des ältern Interdikts läßt<br />

sich im einzelnen nachweisen.5<br />

z. „Deiecisti aut . deiecit" statt des ältern einfachen deiecisti, vgl.<br />

Ulp. 69 h. t. i §<br />

cum „deiecisti" uerbum refertur ad personam eius qui deiecit nec<br />

pertineat ad eum, cuius familia deiecit ..., consequens fuit addere<br />

„aut familia tua deiecit".<br />

Pro Tullio C. 19 § 44 . 45, vgl. pro Caec.<br />

c. 19 § 55 ff., c. 3o-32, de lege agr. III, c. 3<br />

§ 1 I . Auct. ad Herenn. IV c. 2 9 § 4o i. f. S. auch<br />

(C.I.L. I, 175 n. 20o) lex agraria (a. u. c. 643)<br />

lin. 18. Über die bei Cic. pro Tullio überlieferte<br />

Parallelformel „unde dolo malo tuo,<br />

M. Tulli, M. Claudius aut familia aut procurator<br />

eius ui detrusus est" vgl. Keller,<br />

semestr. I, 304 ff.<br />

2 Vgl. 1. agrar. (a. u. c. 643) lin. 18: [Sei<br />

quis eorum quorwm age]r supra scriptus est,<br />

ex possessione ui eiectus est, quod eius is quei<br />

eiectus est possederit, quod neque ui neque<br />

clam neque precario possederit ab eo, quei eum<br />

ea possessione ui eiec[erit]. Seltsamerweise<br />

nimmt Rudorff, EP § 241, die Worte „ab<br />

eo qui eum ea possessione ui eiecit" statt<br />

des obigen a te in das Interdikt auf, das<br />

doch den Dejizienten direkt ansprach.<br />

3 Ulp. 69 h. t. i § 3-8. Vgl. Cic. pro Caec.<br />

c. 3o § 87. 88, Paul. sent. V, 6 § 5. Der<br />

Passus Ulpians ist ohne Zweifel stark itp.<br />

Daß aber das ganze Stück § 4-8 unecht sei<br />

(B es e l e r, II, 3o), ist m. E. zuviel behauptet.<br />

Vgl. dagegen R i c c o b o n o, dal dir. rom.<br />

513, auch' B e r g e r, Int. 1678.<br />

4 Ulp. 69 h. t. 1 § 9-21, Paul. sent. V, 6<br />

§ 3. 4. 6, Ulp. 46 (so. 16) 195 § 3.<br />

5 Vgl. Keller, semestr. I, 3 11 f., dessen<br />

hierhergehörige Ausführungen Ru dorff<br />

sehr mit Unrecht ganz unberücksichtigt<br />

läßt.

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