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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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168<br />

Tit. XIV. § 59 (64)<br />

wird unterstützt durch (50. 16) 36, wo derselbe Ulpian, ebenfalls lib. 23, den<br />

Begriff lis definiert:<br />

Litis nomen omnem actionem significat, siue in rem siue in personam<br />

sit.<br />

Aus unserm Edikt nun sollen nach einer verbreiteten Meinung, der<br />

auch R u d o rf f i folgte, zwei verschiedene Aktionen entsprungen sein, die<br />

eine für den Fall des dolus, gestellt auf quanti ea res est, die andere für<br />

den Fall bloßer imprudentia, gestellt auf quantum aequum uidebitur. Zu<br />

dieser Unterscheidung kam man dadurch, daß Ulpian in fr. 15 § 1 (5 . 1), wo<br />

er das litern suam facere als dolose Mißachtung des Gesetzes definiert,<br />

den Richter für die uera aestimatio litis haftbar erklärt, während in zwei<br />

andern Stellen, wo der dolus nicht als Voraussetzung des Delikts figuriert,<br />

als Maß der poena das quantum de ea re aequum religioni iudicantis uisum<br />

fuerit angegeben wird. Vgl. I. (4. 5) pr., Gai. (50. 13) 6. Alle drei Stellen<br />

sind aber nicht intakt, 2 und der scheinbare Widerspruch dürfte sich in<br />

folgender Weise lösen. 3 In (5. 1) 15 § 1 ist der Zwischensatz „dolo malo<br />

autem ... sordes" m. E. sicher itp.; ferner aber schwebt der Schlußsatz ut<br />

Jin. in der Luft und ist ebenfalls nicht zu verbessern, 4 sondern zu streichen,<br />

so daß nur der Eingang übrigbleibt:<br />

ludex tunc litern suam facere intellegitur, cum dolo malo in fraudem<br />

legis sententiam dixerit.<br />

In den beiden andern Stellen aber ist die Motivierung dafür, daß der iudex<br />

quasi ex maleficio hafte, — weil er nämlich weder aus Kontrakt noch aus<br />

eigentlichem Delikt hafte — ganz unerträglich, und echt wird hier nur Anfang<br />

und Ende sein:<br />

Si iudex litern suam fecerit, in quantum aequum religioni 5 iudicantis<br />

uisum fuerit, poenam sustinebit.<br />

In allen drei Stellen handelt es sich hiernach um das gleiche Delikt, aus<br />

dem in quantum aequum uidebitur gehaftet wurde, und in der Tat wäre<br />

es sehr sonderbar, wenn in dem schwereren Fall des dolus die Haftung<br />

auf die litis aestimatio im strengen Sinn beschränkt gewesen wäre, während<br />

in dem mildern Fall der bloßen imprudentia die condemnatio die für den<br />

Beklagten unter Umständen sehr viel bedenklichere freie Fassung auf<br />

aequum bonum erhalten hätte. Auch war diese freie Fassung sicherlich<br />

überall am Platze, da ja der Kläger durch die Pflichtverletzung des Geschworenen<br />

nicht bloß in pekuniären, sondern auch in Interessen unschätzbarer<br />

Natur gekränkt sein konnte und hierwegen Satisfaktion beanspruchen<br />

durfte. Auch wenn die uera aestimatio litis in (5. i) 15 echt wäre, dürfte sie<br />

EP § 79. S. ferner Wetz ell, CP § 36'4,<br />

Karlowa, RG II, 1349ff.<br />

2 <strong>Das</strong> nimmt man heute wohl allgemein<br />

an; doch gehen über die Art der Interpolationen<br />

die Meinungen sehr auseinander.<br />

Literatur bei Levy, Privatstrafe 50 1O.<br />

3 In anderer Richtung sucht die Lösung<br />

EP' und 2.<br />

4 So Beseler, Beitr. I, 77.<br />

5 Zu diesem Wort vgl. Levy a.a.O. Vor<br />

iudicantis werden die in der Überlieferung<br />

versetzten Worte „de ea re" zu stellen sein.

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