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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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6o Tit. III. § 9<br />

diem autem et consulem excepit praetor ... rationes I tarnen cum<br />

die et consule edi debent.<br />

Paul. 3 h. t. 2:<br />

Si legatum petatur, non iubet praetor uerba testamenti edere .. .<br />

Zu diesen Berichten über den Ediktinhalt ist folgendes zu bemerken:<br />

Die Worte „qua quisque actione agere uolet, eam edere debet" sind<br />

ohne Zweifel bloße Relation, nicht Zitat aus dem Edikt. Ganz verfehlt ist<br />

es aber, wenn Heineccius, Weyhe, Rudorff den Ediktwortlaut dadurch herstellen<br />

zu können glauben, daß sie auf Grund von Paul. 3 (50. 16) 8 pr.<br />

uerbum „oportebit" tam praesens quam futurum tempus significat<br />

das edere debet durch „eam edi oportebit" ersetzen. 2 Diese Juristen lassen<br />

den Paulus die geistreiche Bemerkung machen, der Prätor habe die Editionspflicht<br />

nicht bloß für die Zukunft, sondern auch für den Augenblick, wo er<br />

das Edikt proponierte, einführen wollen.3<br />

In die Klausel, welche dem Kläger die editio instrumentorum zur<br />

Pflicht machte, nehmen mehrere Schriftsteller (s. n. 2) Worte auf, die die<br />

Editionspflicht auf diejenigen instrumenta beschränken sollen, welche der<br />

Kläger vor dem iudex zu benutzen gedenkt. Diese Meinung würde, wenn<br />

die Stelle, auf die sie sich beruft, intakt wäre, eben durch sie widerlegt,<br />

Ulp. 3 h. t. i § 3:<br />

Edenda sunt omnia, quae quis apud iudicem editurus est: non<br />

tarnen, ut et instrumenta, quibus quis usurus non est, compellatur<br />

edere.<br />

Was hier erläuternd hervorgehoben wird, kann eben deshalb nicht im Edikt<br />

gestanden haben. Aber der abgeschmackte Passus „non tarnen rel." dürfte<br />

überdies unecht sein.4<br />

Die 'editio actionis, die unser Edikt vorschreibt, ist als außergerichtliche<br />

zu denken, die der in ius uocatio vorausgeht und den Zweck hat, den<br />

zu Belangenden über den Gegenstand der Verhandlung in iure vorläufig<br />

zu unterrichten. s Daher erklärt sich auch, daß wir im Album den Titel de<br />

edendo vor dem de in ius uocando finden.<br />

Welche Rechtsfolgen die Nichterfüllung der Editionspflicht nach sich<br />

= C. h. t. 5, B.<br />

2 Noch anders, aber ebenso unhaltbar<br />

suchen Ranchinus, Westenberg,<br />

Noodt, van Reenen — instrumenta, quibus<br />

in iudicio (iudiciis) uti oportebit — die<br />

Paulusstelle auszunutzen.<br />

3 (5o. 16) 8 pr. gehört wahrscheinlich gar<br />

nicht zu unserm Edikt, sondern zum Edikt<br />

Quod quisque iuris (§ 8), und will sagen, daß<br />

man von dem daselbst eingeräumten Retorsionsrecht<br />

nicht bloß in Zukunft, sondern<br />

auch sogleich Gebrauch machen könne, z. B.<br />

zur Begründung einer Einrede.<br />

4 So Naber 1.c. 271,<br />

5 Vgl. meine Abh. in SZ 15, 385 ff.<br />

Zweifelnd Wlassak, SZ 25, 169 n. 1<br />

wegen des Wortes ultra in fr. i pr. h. t. (s.<br />

aber jetzt Wlassak, klass. Prozeßf. 73).<br />

Gewiß nun ergibt sich aus dem „an contendere<br />

ultra debeat", daß nach der Vorstellung<br />

des Juristen dem edere ein contendere<br />

schon vorausgegangen ist. Aber<br />

warum sollten wir uns dies frühere contendere<br />

nicht als ein außergerichtliches vorstellen<br />

dürfen, wie es tatsächlich fast jedem<br />

Prozeß vorauszugehen pflegt? Unerheblich<br />

scheinen mir auch die Einwendungen<br />

Schotts, das Gewähren des Rechtsschutzes<br />

( 1 903) 35 ff.

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