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Das Edictum Perpetuum / Otto Lenel

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6 Feststellung der Materienfolge im Edikt<br />

selbst, gar wohl von einem Edikt reden dürfen. <strong>Das</strong> wichtigste; ja fast<br />

das einzige Hilfsmittel für die Feststellung der Ordnung, worin die Materien<br />

in diesem Edikt einander folgten, bilden die in den Digesten erhaltenen,<br />

mit der Buchziffer inskribierten Bruchstücke der Juristenwerke, denen das<br />

Ediktsystem zugrunde liegt. In erster Linie kommen hier in Betracht die<br />

libri ad edictum praetoris des Ulpian und Paulus und ad edictum provinciale<br />

des Gaius. Wo bei diesen drei Kommentaren die Inskriptionen übereinstimmend<br />

die gleiche Ordnung der Materien bekunden, darf diese Ordnung<br />

wohl sicher als die des Edikts selber gelten. Zwar ist uns der enge Anschluß<br />

an das Ediktsystem in den Kommentaren selbst nur ganz vereinzelt<br />

bezeugt.' Allein gewiß ist in Werken kommentierender Natur eine solche<br />

Unterordnung unter die Vorlage von vornherein wahrscheinlich, und wenn<br />

die Übereinstimmung in der systematischen Anordnung mehrerer derartiger<br />

Werke schon an sich bedeutungsvoll ist, so gewinnt sie hier noch erhöhte<br />

Wichtigkeit dadurch, daß sie doch nicht ganz vollständig ist, daß vielmehr,<br />

wie alsbald gezeigt werden wird, an einzelnen, allerdings wenigen Punkten<br />

Abweichungen hervortreten; denn diese lassen auf eine relative Selbständigkeit<br />

der drei Autoren schließen: die Gleichheit des Systems, soweit sie reicht,<br />

wird nicht etwa auf Entlehnung zurückzuführen sein, sondern auf die gemeinsame<br />

Vorlage.<br />

Diese drei Werke also geben die Grundlage für die Rekonstruktion<br />

des Ediktsystems. Was uns von sonstigen Ediktkommentaren erhalten ist<br />

— den libri brevium des Paulus, den libri ad edictum urbanum des Gaius,<br />

den Kommentaren des Pomponius, Callistratus und Furius Anthianus 2 —<br />

ist zu dürftig, um mehr als gelegentliche Ergänzung und Unterstützung zu<br />

bieten. Und nur ein Hilfsmittel zweiten Rangs ist auch die ganze Reihe<br />

der libri digestorum, responsorum, quaestionum, sententiarum, opinionum,<br />

disputationum, die in den Digesten Justinians exzerpiert sind. Bekanntlich<br />

folgen alle diese Werke, jedenfalls im ganzen, dem gleichen System, das<br />

sich in seinem ersten Abschnitt an das Edikt, im zweiten an eine feststehende<br />

Reihenfolge von leges anschließt. 3 Allein die Anknüpfung an<br />

das Edikt ist hier so oberflächlich, daß, wie einerseits zahlreiche ediktale<br />

Materien unerörtert bleiben, so andererseits bei jeder Gelegenheit hundert<br />

dem Edikt fremde Gegenstände in den Kreis der Besprechung hereingezogen<br />

werden. Namentlich aber muß man sich hüten, daraus, daß die<br />

ediktalen Partien dieser Werke an irgendeiner zweifelhaften Stelle in der<br />

Materienfolge übereinstimmen, darauf zu schließen, daß wir hier nun das<br />

allein authentische Ediktsystem vor uns haben. Denn ihre Übereinstimmung<br />

auch in dem zweiten ganz willkürlich geordneten Hauptteil ihres Systems<br />

tut dar, daß dies System bei allen auf eine gemeinsame Vorlage zurück-<br />

Vgl. z. B. Ulp. 15 (5 . 5) i, Ulp. 16 (5. 6)<br />

I, (6. i) I pr., Ulp. 35 (26. 4) 5 § 39 Ulp. 46<br />

(38. 6) 1, Ulp. 69 (43 . 1 7) 1 § 4•<br />

2 Von den vorhadrianischen Kommen-<br />

taren (des Servius, Labeo, Sabinus, Pedius)<br />

ist hier ganz abzusehen.<br />

3 P. Krüger, SZ 7 H.2, 94f., auch meine<br />

Paling. II 1255.

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