08.03.2013 Aufrufe

Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

133<br />

dern ist Ergebnis der französischen Geschichtsfälschung des Barocks.<br />

Ludwig der Heilige soll einen berühmten Kanzler und Stellvertreter<br />

namens Suger von Saint-Denis gehabt haben. Wer sich dahinter<br />

versteckt, ist unklar. Aber dieser Kirchenfürst hat den Bau seiner<br />

neuen Kirche selbst beschrieben in dem Libellus de consecratione<br />

ecclesiae St. Dionysii.<br />

Die Schrift über den Bau der Kirche von Saint-Denis wird in die „Mitte<br />

des 12. Jahrhunderts“ rückdatiert. Und weil das Datum geglaubt<br />

wurde, so entstand die Gotik eben in dieser sagenhaft frühen Zeit –<br />

viele Jahrhunderte vor der Erfindung des Zements.<br />

An den mittel<strong>alte</strong>rlichen Kathedralen soll Jahrhunderte lang gebaut<br />

worden sein, sagt uns die konventionelle Geschichtsschreibung.<br />

Das gilt aber nicht für die frühe Gotik der erwähnten Ile-de-France.<br />

Die großen und berühmten Kathedralen jener Region wie Amiens,<br />

Reims, Laon und Chartres sind innert weniger Jahrzehnte hoch gezogen<br />

worden. Seit acht Jahrhunderten stehen diese Riesenbauten<br />

also, unbeschadet von Krieg, Erdbeben und sonstigen Katastrophen.<br />

Zwar sollen verheerende Brände die berühmten nordfranzösischen<br />

Kathedralen heimgesucht haben: Chartres „1194“, Reims „1212“,<br />

Amiens „1218“. – Doch Brandspuren findet man an jenen Bauten<br />

keine. – Die Sache mit den Bränden riecht nach Fälschung.<br />

Bei der Gotik wird getreu dem Lehrbuch zwischen Früh-, Hoch und<br />

Spätgotik unterschieden. – Aber geht es um Beispiele, dann können<br />

diese Unterteilungen frei durch riesige Zeiträume huschen.<br />

Der Stil der Kreuzfahrerburgen der Levante, etwa dem Krak des<br />

Chevaliers in Syrien, wird als „spätgotisch“ bezeichnet – und skrupellos<br />

auf die „Mitte des 13. Jahrhunderts“ gesetzt.<br />

Ebenfalls bauten die Kreuzfahrer ihre Kirchen und Dome im gotischen<br />

Stil – weil dieser eben in jener Epoche blühte. Der Dom von<br />

Famagusta auf Zypern (Abbildung 14) zum Beispiel hat große Verwandtschaft<br />

mit jenem von Reims und von Köln.<br />

Gotik gab es noch bis ins 18. Jahrhundert. Was war denn letztere?<br />

Allerspäteste späte Gotik etwa?<br />

Man sollte wenigstens meinen, daß die Stile genau bezeichnet werden.<br />

Aber nicht einmal dies stimmt, wie folgende Beispiele zeigen.<br />

Die Zisterzienser-Architektur ist eindeutig gotisch. Aber Bauten wie<br />

Rielvaux-Abbey in England gelten dennoch als romanisch (Romanik,<br />

96 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!