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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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48<br />

Und die neue christliche Zeitrechnung war ein vorzügliches Instrument,<br />

um der gleichzeitig entstehenden Geschichtsdichtung eine historische<br />

Dimension zu verleihen. Diese Jahrzählung machte es<br />

möglich, die Sagen, Mythen und Legenden in ein scheinbar unanfechtbares<br />

Zeitgerüst zu setzen.<br />

Vorher standen alle <strong>alte</strong>n <strong>Geschichte</strong>n auf einer einzigen zeitlichen<br />

Ebene. Jetzt erhielten sie eine chronologische Differenzierung.<br />

Mit der Anno Domini-Jahrzählung konnten die neuen Hochreligionen<br />

gleichzeitig die Vorgeschichte, die angebliche Heidenzeit, für sich<br />

vereinnahmen.<br />

Also schien zum Beispiel im Christentum der Lauf der Weltgeschichte<br />

seit der Erschaffung der Erde und seit dem Patriarchen Abraham<br />

nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine chronologische Theodizee,<br />

welche in der Kalenderreform kulminierte.<br />

Die Erschaffung von leeren Zeiten ebnete den Weg für die Erfindung<br />

einer gigantischen welthistorischen Konstruktion: Durch die erhöhte<br />

Jahreszahl konnte das Christentum und der Machtanspruch des<br />

Papstes auch durch ein hohes Alter untermauert werden (Serrade,<br />

100).<br />

Die Geschichtserfindung hat natürlich eine Legende für den Ursprung<br />

des Inkarnationsstils geschaffen. Diese muß hier ebenfalls,<br />

aber mit den entsprechenden kritischen Bemerkungen wiedergegeben<br />

werden.<br />

Angeblich hätte ein skythischer (!) Mönch in Rom namens Dionysius<br />

Exiguus „um 525 AD“ einen neuen 532-jährigen Osterzyklus entwikkelt,<br />

der nicht mehr von der Datierung ab der Gründung Roms oder<br />

der Diokletianischen Märtyrerära ausging, sondern von der Geburt<br />

Christi. Die Menschwerdung Christi rückte in den Mittelpunkt und<br />

verdrängte die Erinnerung an die römischen Kaiser (Maier; 1991,<br />

33).<br />

Die neue Zählung der Jahre nach Christi Geburt scheint eine einleuchtende<br />

Methode gewesen zu sein. Also fragt sich, weshalb ein<br />

halbes Jahrtausend Christentum vergehen mußte, bis man auf diese<br />

geniale Idee kam.<br />

Gleichzeitig muß man auch fragen, von wo denn dieser genannte<br />

Mönch nach so langer Zeit zuverlässige Dokumente hatte, die ihm<br />

erlaubten, den genauen Geburtstermin Christi zu errechnen.<br />

Ebenso merkwürdig ist die schleppende Einführung der doch so einleuchtende<br />

Anno Domini-Jahrzählung im christlichen Abendland.

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