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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Das Vaganten- und Analphabetentum der mittel<strong>alte</strong>rlichen Herrscher<br />

ist als eine weise Übereinkunft der Geschichtserfinder anzusehen,<br />

um die virtuelle Existenz dieser Figuren weniger kraß erscheinen zu<br />

lassen.<br />

Allgemein fällt auf, um wie viel lebendiger und farbiger die Cäsaren<br />

des angeblichen <strong>alte</strong>n Roms dargestellt werden als ihre späteren Parallelitäten.<br />

Die römisch-deutschen Herrscher sind Bleichgesichter, ohne Konturen,<br />

schemenhaft skizziert wie Abziehbildchen.<br />

Wir erfahren hier einmal mehr ein grundsätzliches Charakteristikum<br />

der erfundenen <strong>Geschichte</strong>. Diese setzt die Vollendung an den Anfang.<br />

Die Folgezeit stellt ein gewaltiges Absinken der Kräfte und Impulse<br />

dar.<br />

Aus diesem Grunde sah Edward Gibbon das tausendjährige oströmische<br />

Reich als eine einzige riesenhafte Verfallszeit an. – Bei einer<br />

Betrachtung der römischen Reiche des mittel<strong>alte</strong>rlichen Westeuropas<br />

hätte er das Gleiche festgestellt.<br />

Die deutsche Kaiserzeit des Spätmittel<strong>alte</strong>rs ist im Grunde wieder<br />

eine ausgedehnte Anarchiezeit, mit Gegenkönigen wie im Römischen<br />

Kaiserreich.<br />

Die Habsburger blieben; doch andere Herrschergeschlechter wie die<br />

Luxemburger füllten lange Zeiten aus. – Das „Spätmittel<strong>alte</strong>r“ überzeugt<br />

als Geschichtskonstruktion noch viel weniger als das „Hochmittel<strong>alte</strong>r“.<br />

Die Einwände gegen das tausendjährige mittel<strong>alte</strong>rliche Imperium<br />

der Franken, Karolinger, Ottonen, Salier, Hohenstaufen, Habsburger<br />

und Luxemburger sind zahlreich. Schon die Grundpfeiler dieser angeblichen<br />

Reiche sind virtuell und verflüchtigen sich bei den einfachsten<br />

kritischen Fragen.<br />

Schon erwähnt wurde das Fehlen von Münzen für alle diese langen<br />

Epochen.<br />

Dieses Manko scheint die Mediävisten nicht sehr zu beunruhigen.<br />

Man verweist statt dessen auf die massenhaft vorhandenen Diplome.<br />

Urkunden sind ein Synonym für Mittel<strong>alte</strong>r. Werden diese Quellen<br />

verworfen, muß auch das Gebäude der historischen Konstruktion<br />

zusammenstürzen.<br />

Die bauliche Hinterlassenschaft der römisch-deutschen Kaiser des<br />

Mittel<strong>alte</strong>rs ist ebenfalls dürftig. Die Torhalle von Lorsch, die Dome

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