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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Aber die spanische Inquisition ist ein Geschöpf des 18. Jahrhunderts,<br />

desgleichen der angebliche Hexenwahn.<br />

Die Aufklärung im 18. Jahrhundert nahm dem <strong>alte</strong>n Vorbild seinen<br />

Schrecken, indem sie die Religion als Menschenwerk erkannte.<br />

Mit der Französischen Revolution wurde die <strong>alte</strong> Ordnung ein erstes<br />

Mal verworfen. Königtum, Adel und Kirche, zuletzt sogar die Religion,<br />

wurden zeitweise abgeschafft.<br />

Die revolutionären Umwälzungen waren allerdings nicht dauerhaft<br />

und wurden großenteils rückgängig gemacht.<br />

Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen des 19.<br />

Jahrhunderts - die Industrialisierung und die Ausbildung von Nationalstaaten<br />

- mußten das <strong>alte</strong> Paradigma vollends zu einem Anachronismus<br />

machen. Ideologie und Wirklichkeit klafften immer mehr<br />

auseinander.<br />

Doch abgeschafft wurde das <strong>alte</strong> Muster nicht – trotz einigen Ansätzen.<br />

Im Gegenteil bezogen die erwähnten neuen National- und<br />

Machtstaaten ihre illusionäre Rechtfertigung wieder vermehrt aus<br />

den Textbüchern der fiktiven älteren <strong>Geschichte</strong>.<br />

Es konnte nicht gut ausgehen, wenn Napoleon III. in Frankreich ein<br />

monumentales Denkmal für einen sagenhaften Anführer namens<br />

Vercingetorix errichtete.<br />

Und dem wilhelminischen Deutschland mußte Unheil drohen, als es<br />

eine überdimensionierte Figur des fiktiven Cheruskerfürsten Hermann<br />

aufstellte.<br />

Der durch eine illusionäre Pseudo-<strong>Geschichte</strong> angetriebene Nationalismus<br />

und Imperialismus schuf die Grundlage zu neuen Konflikten.<br />

Also gab es im 20. Jahrhundert zu mehreren Malen furchtbare Kriege.<br />

Und es entstanden Gewaltstaaten, welche in der <strong>Geschichte</strong> ohne<br />

Vergleich waren.<br />

Die Barbarei im 20. Jahrhundert hatten mehrere Ursachen. Aber die<br />

wichtigste war doch die, daß man einem überholten Paradigma huldigte.<br />

Wer die sagenhaften <strong>alte</strong>n Gallier beschwor, schlug einen verhängnisvollen<br />

Weg ein; gleich der, welcher von den <strong>alte</strong>n Germanen<br />

schwärmte.<br />

Und wie soll man eine richtige Einstellung zur Welt und zur Kultur<br />

entwickeln, wenn die angebliche griechisch-römische Antike zum<br />

Ideal der humanistischen Ausbildung erhoben wird?

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