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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Trotz der kritischen Methode blieb die absurde <strong>alte</strong> <strong>Geschichte</strong> bestehen.<br />

Das hatte mehrere Gründe.<br />

25<br />

Vor allem vergeudete die historische Text- und Urkundenkritik ihre<br />

Energie auf den Nachweis einzelner Fälschungen. Nirgends aber<br />

reifte die Erkenntnis, daß das ganze Geschichtsbild falsch war, weil<br />

eine umfassende Fälschungsaktion dahinterstand.<br />

Der zunehmende materielle Wohlstand, der sich entwickelnde Materialismus<br />

und vor allem der Nationalismus waren der Geschichtskritik<br />

ebenfalls nicht förderlich.<br />

Besonders im Deutschen Reich entf<strong>alte</strong>te sich die klassische Philologie<br />

zu einsamen Höhen, Damit aber wurden die sagenhaften <strong>alte</strong>n<br />

Griechen und Römer auf ein Podest gehoben, wo kein Zweifel sie<br />

mehr erreichen konnte.<br />

Die Geschichtskritik blieb bei einzelnen Forschern haften.<br />

David Strauss und Bruno Bauer etwa erkannten durch ihre Leben-<br />

Jesu-Forschung, daß die Evangelien und die biblischen <strong>Geschichte</strong>n<br />

als religiös gefärbte Literatur zu betrachten sei.<br />

1866 veröffentlichte der Berliner Gymnasialprofessor Reinhold Pallmann<br />

eine Betrachtung über die damals bekannt und populär gewordenen<br />

Pfahlbauten. Darin forderte er eine radikale Umdeutung<br />

und Verjüngung dieser Ufersiedlungen. – Und vor allem übte Pallmann<br />

Kritik an der damals aufkommenden Datierungsmanie und der<br />

Sucht der Archäologen, Kulturepochen nach den verwendeten Materialien<br />

wie Stein, Bronze und Eisen einteilen zu wollen.<br />

Gewisse Aussagen Pallmanns können sogar als Grundannahmen<br />

der Chronologiekritik verwendet werden:<br />

Es ist überhaupt ein weiterverbreitetes und tief eingewurzeltes Bestreben,<br />

Gegenstände der Altertumskunde in ein recht hohes Alter zu<br />

setzen. Als ob der Fund dadurch wertvoller würde (Pallmann, 78).<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte der englische Altphilologe<br />

Edwin Johnson zwei Werke, deren kühne Erkenntnisse<br />

erst heute zum Tragen kommen.<br />

Während Johnsons erstes Werk Antiqua Mater von 1887 noch recht<br />

konventionell anmutet, so bedeutet sein letztes Buch The Pauline<br />

Epistles von 1894 einen genialen Wurf. Hier werden grundlegende<br />

Fragen zur geschichtlichen Erkenntnis aufgeworfen.<br />

Johnson behandelt die Entstehung der Paulus-Briefe und kommt auf<br />

Grund quellenkritischer Überlegungen zum Schluß, daß diese den<br />

Geist und die Diskussionen der Reformatoren widerspiegelten. Folg-

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