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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Der Besucher bekam beim Verlassen der Ausstellung das makabre<br />

Gefühl, die Alamannen seien ein Volk gewesen, das vorwiegend in<br />

Gräbern gelebt habe.<br />

Und mit welchem Recht bestimmt die heutige Mittel<strong>alte</strong>r-Archäologie,<br />

die völkische Zuweisung von Gräbern und Grabfunden?<br />

Ob Alamannen oder Franken oder Burgunder: Bei genauerer Überlegung<br />

erweisen sich diese Bezeichnungen als willkürlich. Artefakte<br />

der Vorgeschichte lassen sich weder inhaltlich noch zeitlich zuordnen.<br />

Die Alamannen sollen ein germanisches Volk in Südwestdeutschland<br />

gewesen sein und zwischen Spätrom und Karl dem Grossen<br />

existiert haben. Doch die Quellen und geschichtlichen Belege, welche<br />

der Katalog der Ausstellung dafür aufzählt, sind mehr als dürftig<br />

und widerlegen die Behauptung von jenem sagenhaften Volk schon<br />

am Anfang.<br />

Obwohl die Alamannen gleich gegenüber des münzreichen Römerreichs<br />

gelebt hätten, kannten sie keine Münzprägung: Viele Münzen,<br />

aber kein Geld! heißt es deshalb im Katalog (Alamannen, 389).<br />

Auch war das Alamannen-Land ein Reich ohne Städte und Märkte. –<br />

Als einzige „alamannische“ Befestigung wird der Zähringer Burgberg<br />

bei Freiburg im Breisgau beschrieben. – Doch diese Festung zeigt<br />

sich als gallisches Oppidum, nicht als spätrömische Anlage.<br />

Die ganze Vorgeschichte ist ein Sammelsurium von Absurditäten.<br />

Aber bei der Alamannen-<strong>Geschichte</strong> wird das Maß überschritten.<br />

Es wird behauptet, ganz Südwestdeutschland habe zum Römischen<br />

Reich gehört. „Um 260 AD“ hätten dann die Alamannen als kriegerisches<br />

Volk weite Teile des römischen Westens verheert und seien<br />

bis nach Norditalien vorgedrungen.<br />

Wie erklärt man vernünftig, daß ein unterworfenes Volk gleichsam<br />

aus dem Stand heraus ein Reich angreift, von dem es eben noch ein<br />

Teil war?<br />

Die Quellen zu der windigen Alamannen-<strong>Geschichte</strong> reichen bei weitem<br />

nicht aus, um dieses abstruse völkische Konstrukt zu begründen.<br />

Zur Hauptsache fußt die Mär von den Alamannen auf dem „spätrömischen“<br />

Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus. Dieser schildert<br />

ein ewiges Geplänkel zwischen Römern und Alamannen am<br />

Oberrhein, mit dem literarischen Höhepunkt der Schlacht von Straß-

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