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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Die erstaunlich überexakte Chronologie der antiken <strong>Geschichte</strong> wird<br />

heute wie selbstverständlich verwendet, ohne daß irgend jemandem<br />

bewußt wäre, wem wir diesen kopernikanischen Durchbruch der Geschichtswissenschaft<br />

eigentlich verdanken (Davidson/Luhmann, 35).<br />

Calvisius mit seinem Opus chronologicum ist Teil des Dreigestirns<br />

der frühen Chronologen.<br />

Die Biographie jenes Mannes ist wie die von Scaliger vollkommen<br />

unglaubwürdig: Sethus Calvisius, die Latinisierung von Seth Kallwitz,<br />

hat die Lebensdaten „1556 bis 1615“ bekommen.<br />

Kallwitz alias Calvisius soll lutheranischer Komponist, Musiktheoretiker<br />

und Thomaskantor (!) in Leipzig gewesen sein, daneben auch<br />

Mathematiker und Astronom.<br />

Das genannte Opus soll „1605“ zum ersten Mal und „1685“ in der<br />

siebten Auflage erschienen sein.<br />

Sicher ist nur, daß Calvisius’ chronologisches System auf Scaliger<br />

fußt. Dieser wird in seinem Werk zitiert. – Und es soll Ausgaben geben,<br />

in denen sich ein Briefwechsel zwischen den beiden führenden<br />

Zeit-Theoretikern findet.<br />

Das chronologische Hauptwerk von Calvisius besticht durch seinen<br />

klaren Aufbau und seine Vollständigkeit. Ausführliche kalendarische<br />

und astronomische Tabellen bilden den Anfang. Alle gängigen Kalender<br />

werden besprochen. Eine Übersicht über die bekannten Zeitrechnungen<br />

wird gegeben.<br />

Besonders gründlich wird der Frage nach dem wirklichen Datum der<br />

Geburt Christi nachgegangen (De vero anno nativitatis Christi) (Calvisius,<br />

156 – 163).<br />

Also ist Christus geboren im 4. Jahr der 194. Olympiade, im 312.<br />

Jahr der alexandrinischen Ära, im Jahr 30 nach dem Sieg bei Actium,<br />

im Jahr 749 von Nabonassar, im Jahre 752 der Gründung der<br />

Stadt Rom, im 45. Jahr des Julianischen Kalenders, am Ende des<br />

Jahres 3949 des Welt<strong>alte</strong>rs (Calvisius, 162).<br />

Calvisius ist besonders wertvoll, weil er einen vollständigen inhaltlichen<br />

Überblick über die damals bekannte Weltgeschichte von den<br />

Anfängen bis in seine Zeit liefert. – Die Chronologie entspricht in etwa<br />

meistens den heutigen Daten. – Der Reichtum an gewissen Einzelheiten<br />

der Geschichtserfindung macht das Opus chronologicum<br />

zu einer unschätzbaren Quelle, die eine fundierte Betrachtung verdiente.

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