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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Desgleichen wird die Kathedrale von Ely in England für romanisch<br />

geh<strong>alte</strong>n, obwohl sie außen alle Merkmale des gotischen Stils zeigt.<br />

Nur das Innere scheint romanisch.<br />

Viele Bauwerke finden sich sowohl in Büchern über die Romanik wie<br />

über die Gotik. Der Dom von Pisa zum Beispiel scheint ein stilistischer<br />

Zwitter zu sein.<br />

Die Kunstwissenschafter wissen also selbst nicht, was gotisch und<br />

was romanisch ist – abgesehen davon, daß sie sich heillos in einem<br />

unmöglichen chronologischen System verstricken.<br />

Die kunsthistorische Wissenschaft schafft nach einem einfachen<br />

Grundsatz: Man läßt einen Stil unmöglich früh beginnen und behauptet<br />

dann, dieser hätte Jahrhunderte gedauert und sich dabei nur unwesentlich<br />

verändert.<br />

So kommt man zu der bereits erwähnten bekannten Behauptung,<br />

man hätte Hunderte von Jahren an den großen Domen gebaut – und<br />

trotzdem einen homogenen Stil h<strong>alte</strong>n können.<br />

Beim Campo dei Miracoli in Pisa liest sich das so: Obwohl über<br />

Jahrhunderte an dem beeindruckenden Gebäudeensemble gebaut<br />

wurde, konnte eine bemerkenswerte Einheitlichkeit erzielt werden<br />

(Gympel, 26).<br />

Beeindruckend ist nicht jener Bau, sondern die Gedankenlosigkeit,<br />

welche hinter solchen angeblich wissenschaftlichen Aussagen steht.<br />

Um Gotik zu studieren, brauche ich nicht weit gehen. Gleich vor<br />

meiner Haustür liegt die gotische Kathedrale von Freiburg im Uechtland<br />

(Abbildung 15).<br />

Der Freiburger Dom zeichnet sich durch eine homogene Struktur<br />

aus, die auf eine relativ kurze Erbauungszeit schließen läßt.<br />

Aber die Kunsthistoriker haben diesem Bau ebenfalls eine absurde<br />

„mittel<strong>alte</strong>rliche“ Entstehungsgeschichte verpaßt:<br />

Die Kathedrale sei von „1283 bis 1490“ erbaut worden.<br />

Der Chor jedoch sei erst „1630“ angefügt worden.<br />

Nachdem ich diesen Text gelesen hatte, war ich wie benommen.<br />

Wie ist es möglich, eine so unmögliche <strong>Geschichte</strong> als kunstwissenschaftliche<br />

Weisheit hinzustellen?<br />

Man überlege: 200 Jahre hat man an diesem großen Bauwerk gearbeitet.<br />

– Hätte man tatsächlich so lange gebraucht, so wäre die Kathedrale<br />

vor zu wieder zerfallen.

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