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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Kammeier kannte das Problem der Chronologie nicht und setzte den<br />

Beginn der Geschichtszeit viel zu früh an. Aber richtig sah er ein,<br />

daß man das Schicksal Roms zwischen der Antike und dem Papsttum<br />

nach Avignon unmöglich als endlosen Verfall darstellen konnte.<br />

Anderseits gelingt es Kammeier nicht, überzeugend den Beginn der<br />

neuzeitlichen Stadt der Päpste zu begründen. - In dem Spätmittel<strong>alte</strong>r,<br />

das er betrachtet, herrschte noch dunkle Vorzeit.<br />

Rom sei nach gängiger Auffassung vor der Ankunft der Päpste zuletzt<br />

zu einem kümmerlichen, von der Malaria verseuchten Landstädtchen<br />

herabgesunken. Die Kirchen waren ohne Dächer; im Innern<br />

des Laterans und von Alt Sankt Peter weidete das Vieh.<br />

Die Erfindung dieses entsetzlichen Verfalls ist leicht als Kunstgriff<br />

der Geschichtserfindung zu erkennen. Damit sollte die neu etablierte<br />

katholische Universalkirche in einem größeren und besseren Licht<br />

erscheinen.<br />

Die Vorstellung eines tausendjährigen Verfalls der Stadt Rom im Mittel<strong>alte</strong>r<br />

gefällt vermutlich manchem Historiker nicht. Aber wenn man<br />

den gefälschten Quellen und der damit verbundenen Chronologie<br />

folgt, so kann nichts anderes herauskommen.<br />

Ein groteskes Erkenntnisproblem tut sich auf. Während für die <strong>Geschichte</strong><br />

des <strong>alte</strong>n Roms jede Menge Literatur vorhanden ist, so muß<br />

man sich für das römische Mittel<strong>alte</strong>r sehr bescheiden.<br />

Gewiß, es gibt die monumentale <strong>Geschichte</strong> Roms im Mittel<strong>alte</strong>r in<br />

acht Bänden von Ferdinand Gregorovius vom Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

– noch heute ein Standardwerk und auch für die Geschichtskritik<br />

eine unschätzbare Quelle.<br />

Doch den anderen Forschern fällt für die tausendjährige Zwischenzeit<br />

Roms nur wenig ein. Richard Krautheimers Darstellung bringt es<br />

noch auf über 400 Seiten (Krautheimer, 1987); aber Paul Hetheringtons<br />

Monographie über das mittel<strong>alte</strong>rliche Rom umfaßt nur knappe<br />

hundert Seiten (Hetherington, 1994).<br />

Richard Krautheimers Buch über das nachantike Rom ist dabei besonders<br />

interessant wegen seiner Betrachtungsweise. Behandelt<br />

wird dort das Schicksal der Stadt „312 -.1308“. – Aber nach der kulturgeschichtlichen<br />

Evidenz hätte es die „Antike“ noch vor Dreihundert<br />

Jahren gegeben. – Krautheimer hört also fünf Jahrhunderte vor<br />

dem Zeitpunkt auf, mit dem er hätte anfangen sollen.<br />

Das Werk Krautheimers ist reich illustriert – aber mit Graphiken,<br />

Zeichnungen und Bildern, die allesamt das 18. Jahrhundert nicht un-

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