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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Der geistliche Würdenträger aus Krakau nun gab die Prachthandschrift<br />

einer päpstlichen Abordnung mit, die ihn „1604“ dem persischen<br />

Schah Abbas I. schenkte, um ihn günstig zu stimmen für eine<br />

Koalition gegen die Türken.<br />

Statt Legenden wiederzugeben wäre es einfacher zu sagen: Die<br />

französische Kreuzritter-Bibel wurde in der Neuzeit geschaffen und<br />

kam als Geschenk nach Persien. Damit kann man sich auch dunkle<br />

Jahrhunderte zwischen der Herstellung und dem Bekanntwerden der<br />

Handschrift sparen.<br />

Der Vergilius Vaticanus soll aus spätrömischer Zeit stammen und „im<br />

10. Jahrhundert“ im Kloster Tours aufgefunden worden sein. – Als<br />

erster Besitzer der Handschrift wird jedoch der Humanist Pietro<br />

Bembo, gestorben angeblich 1547 genannt.<br />

Die griechisch geschriebene Josua-Rolle soll „um 950“ in Konstantinopel<br />

entstanden sein. Aber als erster Besitzer gilt das bekannte<br />

Augsburger Kaufmanns-Geschlecht der Fugger „im 17. Jahrhundert“.<br />

Das berühmte Evangeliar Heinrichs des Löwen stammt angeblich<br />

von „1180 AD“. – Doch die erste - chronologisch unglaubwürdige -<br />

Notiz ist die, daß der Codex „um 1594“ in Prag einen neuen Einband<br />

bekommen habe.<br />

Das Falkenbuch Friedrichs II. (De arte venandi cum avibus) wird zuerst<br />

„um 1600“ im Besitz des Nürnberger Arztes Joachim Camerarius<br />

genannt.<br />

Die Manessische Liederhandschrift, ein Sammelwerk, das in mitteldeutscher<br />

Sprache in 6000 Strophen eine Auswahl von 140 (!) Dichtern<br />

bringt, kann nicht vor der Mitte des 18. Jahrhunderts vorgelegen<br />

haben. Denn Mittelhochdeutsch ist gleich wie Althochdeutsch als<br />

humanistische Schöpfung anzusehen.<br />

Doch die Manesse-Handschrift soll „zwischen 1310 und 1340“ in Zürich<br />

oder im Bodenseeraum entstanden sein. Dann aber verliert sich<br />

die Spur dieses Manuskripts in langen dunklen Jahrhunderten. - Angeblich<br />

„1571“ wird das Werk erstmals in einem Bücherverzeichnis<br />

des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz in Heidelberg genannt.<br />

Wie konnte es geschehen, daß ein prächtiges, mit 137 ganzseitigen<br />

Miniaturen illustriertes Werk gleich nach seiner Entstehung für Jahrhunderte<br />

verschollen blieb?<br />

Häufig verraten auch gewisse Einzelheiten die neuzeitliche Entstehung<br />

angeblich mittel<strong>alte</strong>rlicher Handschriften.

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