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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Die Beispiele belegen den Versuch, die gesamte christliche Heilsgeschichte<br />

in einen unwiderlegbaren chronologischen Rahmen zu<br />

zwängen und mit verschiedenen Datierungssystemen zu sichern.<br />

Vor allem wird auch klar, daß man sich zu Petavius’ Zeiten trotz aller<br />

Bemühungen noch uneins war über die Datierung wichtiger Ereignisse.<br />

- Besonders auffällig sind die ungewohnten Lebensdaten von<br />

Christus (4 AC – 33 AD). - Doch hier wird sich zeigen, daß die Numerologie<br />

gewisse Daten vorschrieb.<br />

Der englische Physiker und Astronom Isaac Newton verfaßte unter<br />

anderem auch ein Werk über Chronologie und zeigte sich angeblich<br />

im späten 17. Jahrhundert als einer der ersten und vehementesten<br />

Gegner der eben veröffentlichten Zeitkonstruktionen. Denn klar ist,<br />

daß die von Scaliger und Pétau aufgestellten Daten ein Kunstprodukt<br />

waren und keineswegs für alle Wissenschaftler akzeptabel<br />

(Topper: Fälschungen, 131 f.).<br />

Bei Scaliger und Petavius wird noch etwas deutlich, was bei vielen<br />

Geschichtsschreibern am Beginn der plausiblen <strong>Geschichte</strong> festzustellen<br />

ist: Diese Gelehrten agierten meistens nicht allein, sondern<br />

hatten Freunde, Zuträger und Gehilfen, welche Zwischenglieder für<br />

ihre chronologischen Konstrukte herstellten.<br />

Scaliger hatte als Freund Isaak Casaubon, latinisiert Casaubonus,<br />

einen angeblich aus Genf stammenden Gelehrten. Dieser fertigte<br />

„um 1605“ in Paris die Liste der griechischen Olympioniken an, ein<br />

lineares Kontrollsystem großer Zeiträume (Brincken, 77), beginnend<br />

mit der ersten Olympiade „776 AC“ und fortgeführt bis in die Spätantike.<br />

Undurchsichtiger sind Herkunft und Urheber der zweiten wichtigen<br />

antiken Jahrzählung, der römischen Konsularlisten, auch fasti consulares<br />

genannt. Diese reichten von den Anfängen der römischen Republik<br />

„um 500 AC“ bis ins „6. Jahrhundert nach Christus“ – und wie<br />

die Olympioniken fast lückenlos erh<strong>alte</strong>n.<br />

Aber entdeckt wurden die Listen der Konsularfasten natürlich auch<br />

erst in der Renaissance, „um 1550“ in Rom. – Das Datum ist zu früh,<br />

und auch der Fundort ist unglaubwürdig. Man muß Frankreich zu<br />

Beginn des zweiten Drittels des 18. Jahrhunderts als Entstehungsland<br />

und unteren Zeitpunkt ansetzen.<br />

Obwohl die griechischen Olympioniken und die römischen Konsularlisten<br />

als Fabrikate der Renaissance zu erkennen sind, hat sich bis<br />

heute weder ein Zweifel noch ein Protest gegen diese kapitalen Fälschungen<br />

erhoben.

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