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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Die erste ausführliche geschichtsphilosophische Betrachtung über<br />

das <strong>alte</strong> Rom stammt von dem französischen Theologen Bossuet<br />

und soll 1681 erschienen sein. Dessen Discours sur l’histoire universelle<br />

kennt erstmals die gesamte römische <strong>Geschichte</strong> und fußt in<br />

ihren Gedankengängen auf Augustinus.<br />

Wenn man Bossuets Werk in die Mitte des 18. Jahrhunderts versetzt,<br />

kommt man in die Zeit, in welcher man im Abendland ein Römisches<br />

Reich Gegenstand der Betrachtung wahrgenommen hat –<br />

gleich wie Augustinus bekannt war.<br />

Mit Montesquieu und seinem Essay Considérations sur les causes<br />

de la grandeur des Romains et de leur décadence hat dieses Thema<br />

auch schon sein Apogäum erreicht – allerdings ist das Druckdatum<br />

1734 um mehrere Jahrzehnte nach vorne zu verschieben.<br />

Edward Gibbon und seine monumentale History of the decline and<br />

fall of the Roman Empire (1776 – 1788) trägt wohl richtige Druckdaten.<br />

– Die beiden letzteren Geschichtsbetrachtungen arbeiten auch<br />

schon mit dem Begriff der Dekadenz.<br />

Erst in der Renaissance und Barockzeit also wurde das sogenannte<br />

Römische Reich als historische Einheit begriffen. Ebenfalls in jener<br />

Epoche kamen die schriftlichen Zeugnisse jenes geisterhaften politischen<br />

Gebildes zum Vorschein: die „antiken“ Schriftsteller, die Münzen,<br />

die Inschriften.<br />

Der „römische“ Geschichtsschreiber „Tacitus“ löste sogar die geistige<br />

Bewegung des Taciteismus aus – eine Variante des Machiavellismus.<br />

Ein Römisches oder Spätrömisches Reich müßte kurz vor der Geschichtszeit,<br />

also vor vielleicht 300 Jahren existiert haben. Doch dort<br />

sucht man schon die frühe Neuzeit und wenig früher das späte Mittel<strong>alte</strong>r.<br />

Die chronologischen Verwerfungen werden deutlich.<br />

Eine Antike, 2500 bis 1500 Jahre vor heute, ist eine absurde Annahme<br />

und das Resultat von Chronologen wie Scaliger, Petavius<br />

und Calvisius. – Wenn es tatsächlich ein Altertum gegeben hat, so<br />

lief dieses über eine kurze „mittel<strong>alte</strong>rliche“ Phase unmittelbar in die<br />

Neuzeit über.<br />

Eine Antike als kulturgeschichtliche Epoche darf man annehmen,<br />

wohingegen ein „Römisches Reich“ bei näherer Betrachtung immer<br />

irrealer erscheint (Davidson/Luhmann, 25).<br />

Einige Punkte sollen die Problematik eines Römischen Reiches beleuchten.

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