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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Schon erwähnt wurden die virgilianischen Handschriften, die sämtlich<br />

in die spätrömische Zeit gesetzt werden.<br />

Am bekanntesten und am vollständigsten ist der Vergilius Romanus.<br />

Er soll aus dem „5. Jahrhundert AD“ stammen. – Aber entdeckt wurde<br />

er angeblich „1441“ im Kloster Saint-Denis bei Paris.<br />

Der antike Charakter der Bebilderung dieser Vergil-Handschrift ist<br />

augenfällig. Da sitzt etwa der berühmte römische Dichter mit einer<br />

Toga bekleidet und mit einer Papyrus-Rolle in der Hand zwischen<br />

einem Rollenbehälter zur Aufbewahrung von Manuskripten auf der<br />

einen und einem Lesepult auf der anderen Seite.<br />

Doch zur gleichen Zeit wurden noch überall „antike“ Statuen geschaffen,<br />

die ebenfalls für echt geh<strong>alte</strong>n wurden, wie die antikisierenden<br />

Miniaturen von Vergil-Manuskripten.<br />

Die Forscher erklären diese Merkwürdigkeiten wie folgt:<br />

Die Periodisierung der mittel<strong>alte</strong>rlichen Kunstgeschichte … folgt im<br />

wesentlichen dem Rhythmus, in welchem die bedeutendsten Vorstöße<br />

und Wiederbelebungsversuche der antiken Tradition erfolgten,<br />

also den einzelnen Wellen des Entwicklungsstromes, die wir als Renaissancebewegungen<br />

bezeichnen (Pächt, 176).<br />

Mit diesen kaum verständlichen, gespreizten Worten soll Folgendes<br />

ausgedrückt werden: Im Mittel<strong>alte</strong>r gab es viele Renaissancen.<br />

Man unterscheidet also eine karolingische, eine ottonische, eine<br />

staufische Renaissance. Findige Wissenschafter sprechen sogar von<br />

einer „northumbrischen“ und „südenglischen“ Renaissance!<br />

Doch es hat nur eine Wiedergeburt der Antike gegeben, und diese<br />

fällt in die Zeit der Grossen Aktion. – Der geringe zeitliche Unterschied,<br />

welcher das Altertum von der Neuzeit trennt, machte eine<br />

solche Renaissance erst möglich und glaubwürdig.<br />

Neben archaisierenden Elementen enth<strong>alte</strong>n viele Illuminationen<br />

auch merkwürdig moderne Einzelheiten, welche wie kühne Vorgriffe<br />

auf spätere Jahrhunderte anmuten.<br />

Die Zeichnungen des berühmten Utrecht-Ps<strong>alte</strong>rs fallen durch einen<br />

nervösen Strich auf, welchen man sonst erst in der Renaissance<br />

oder im Barock findet. - Illusionistische Architektur-Elemente kommen<br />

vor, wie man sie von Pompeji kennt.<br />

Doch da die Utrecht-Handschrift „in Reims um 830 AD“ entstanden<br />

und in Capitalis geschrieben ist, müssen die Modernismen anders<br />

erklärt werden: Der Zeichner habe eine „frühchristliche“ Vorlage benutzt!

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