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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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gen. Also werden wir nie ein genaues Bild von der Vergangenheit<br />

bekommen.<br />

14<br />

Doch je weiter man auf der Zeitachse zurückschreitet, desto weniger<br />

kontrovers wird die <strong>Geschichte</strong>. Ob Napoleon positiv oder negativ zu<br />

beurteilen ist, wird vielleicht noch diskutiert. – Die Frage, ob die<br />

Französische Revolution notwendig war oder nur eine zufällige historische<br />

Eruption ebenfalls.<br />

Wer aber wollte noch über einen Ludwig XVI. streiten? – Und wer<br />

wollte den Dreißigjährigen Krieg für die Gegenwart verständlich machen?<br />

Eben dort, bei Ludwig XVI., hinter dem letzten Vierteil des 18. Jahrhunderts,<br />

beginnt die <strong>Geschichte</strong> ins Absurde zu drehen – und die<br />

meisten merken es nicht.<br />

Es sollte einleuchtend sein, daß unsere Kenntnis der Menschheitsgeschichte<br />

mit zunehmender Entfernung von heute abnimmt. Also<br />

wissen wir vom 19. Jahrhundert weniger als vom 20., und vom 18.<br />

weniger als vom 19. Jahrhundert.<br />

Aber was wissen wir überhaupt vom 18. Jahrhundert? – Schon dort<br />

kippt die Geschichtskenntnis ins Dunkel der Vorgeschichte.<br />

In den geschriebenen Darstellungen jedoch wird so getan, als könnten<br />

wir Jahrtausende von Menschheits- und Kulturgeschichte überblicken.<br />

Die jüngste Vergangenheit wird diskutiert, verteidigt, bezweifelt, geleugnet.<br />

Die <strong>alte</strong>n Zeiten jedoch scheinen so fest gefügt und unwidersprochen<br />

zu sein wie die figürlichen Darstellungen auf assyrischen Flachreliefs.<br />

Wir leben in einer absurden historischen Gegenwart:<br />

Über die wahre <strong>Geschichte</strong> der jüngeren und jüngsten Epochen haben<br />

wir eine Vielzahl von Meinungen, da wogen die Gefühle und die<br />

Emotionen. - Aber über die ältere <strong>Geschichte</strong> gibt es weder Auseinandersetzungen,<br />

noch Streit, noch Diskussionen. Dort scheinen sich<br />

alle einig zu sein.<br />

Nun hat schon Bertrand Russell gesagt, daß man dort vorsichtig<br />

werden solle, wo sich alle Fachleute einig sind. Die <strong>alte</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

ist ein solcher Fall: Niemand scheint dort zu sehen, daß wir es in jenem<br />

Gebiet nicht mehr mit wirklichen Geschehnissen und Zeiträumen<br />

zu tun haben.

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