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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Bei den Abbildungen von deutschen Kaisern in Illuminationen fällt<br />

die große Typisierung auf. Der sitzende Otto III. aus dem Reichenauer<br />

Kaiser-Evangeliar ist kaum zu unterscheiden von dem ebenfalls<br />

sitzenden Heinrich VI. aus dem Liber ad Honorem Augusti des<br />

Petrus von Eboli.<br />

Und vor allem stellen die meisten „mittel<strong>alte</strong>rlichen“ Buchmalereien<br />

als Architektur eine vollendete Gotik dar.<br />

Das Stundenbuch des Duc de Berry etwa zeigt ein gotisch geprägtes<br />

Paris, wie es vor der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht vorstellbar ist.<br />

Die gotische Buchmalerei wird zu einem Pendant der altflämischen<br />

und altniederländischen Malerei. Diese stellt bekanntlich ebenfalls<br />

eine Kultur kurz vor dem Barock dar.<br />

Die Europa-Zentrik der Mittel<strong>alte</strong>r-Betrachtung läßt häufig vergessen,<br />

daß es auch eine morgenländische Buchmalerei gab. Diese hat ähnliche<br />

Prachtwerke hervorgebracht, in Persisch oder Türkisch geschrieben<br />

und im Stil typisch orientalisch. – Der Vergleich zeigt, daß<br />

die östlichen mit den westlichen Illustrationen inhaltlich und zeitlich<br />

verwandt sein müssen.<br />

Die orientalischen Werke der Buchmalerei – erwähnt seien hier das<br />

osmanische Menazilname (Stationenbuch), der persische Hamse-<br />

Roman und die ebenfalls persische <strong>Geschichte</strong> des Akbar - werden<br />

ins „16. Jahrhundert“ datiert. – Man füge etwa zweihundert Jahre<br />

hinzu und erhält ihre tatsächliche Entstehungszeit.<br />

Der kulturelle Austausch zwischen Orient und Okzident belegt ebenfalls<br />

eine gleiche Entstehungszeit.<br />

Die Analyse der Besitzergeschichte der <strong>alte</strong>n Handschriften spricht<br />

in vielen Fällen für sich selbst:<br />

Die Bücher sind selbstverständlich „mittel<strong>alte</strong>rlich“. Aber entdeckt<br />

und bekannt wurden sie erst in der Neuzeit.<br />

Ein paar Beispiele genügen:<br />

Ein berühmter illustrierter Codex ist die Kreuzritterbibel, nach ihrem<br />

heutigen Besitzer Morgan Crusader’s Bible genannt. Diese Handschrift<br />

mit 283 Miniaturen soll „um 1250“ in Paris für König Ludwig<br />

IX. den Heiligen, den berühmten Kreuzfahrer-Herrscher, geschaffen<br />

worden sein.<br />

Doch für rund 300 Jahre verschwindet der Codex von der Bühne der<br />

<strong>Geschichte</strong>, ehe er wieder auftaucht im Besitz des Krakauer Bischofs,<br />

des Kardinals Maciejowski (Walther/Wolf, 169).

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