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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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den umständlichen und wenig auffälligen Titel: Historie und Kritik (einige<br />

kritische bemerkungen); IV. Das Altertum (Römer und Griechen);<br />

C. Metrik und Prosa.<br />

Übergeht man den Titel, so findet man ein Werk, das vor allem Textbeispiele<br />

klassischer römischer und griechischer Autoren bringt und<br />

durch knappe Bemerkungen des Autors ergänzt und zusammengeh<strong>alte</strong>n<br />

wird.<br />

Die kritischen Einwände Baldaufs gegen die angebliche antike Textüberlieferung<br />

sind revolutionär, besonders am Schluß.<br />

Baldauf weist mittels scharfsinniger Textanalyse nach, daß alle <strong>alte</strong>n<br />

Autoren in Wirklichkeit in der Renaissance gefälscht worden sind. In<br />

diesen Texten - sei es Caesar, Plautus, Horaz, Ovid oder Homer –<br />

scheinen für ihn die romanischen Sprachen oder der deutsche Stabreim<br />

durch.<br />

Die gesamte „antike“ Textüberlieferung stammt nach Baldauf folglich<br />

aus einem einzigen Jahrhundert. Mehr noch: Auch die Bibel, sowohl<br />

das Alte wie das Neue Testament seien gefälscht. - Ferner sei die<br />

gesamte europäische Quellenliteratur bis weit in die Reformation hinein<br />

erdichtet und erfunden worden.<br />

Für Baldauf ist der Humanismus folglich keine receptive mit gelehrtem<br />

sammeleifer gewesen, sondern eine welt der ureigensten, produktivsten,<br />

ungeheuersten geistigen thätigkeit (Baldauf, 98).<br />

Baldaufs Entlarvung der angeblichen <strong>alte</strong>n Literatur als humanistische<br />

Schöpfung ist nicht zu widerlegen. Sie liefert zusammen mit<br />

anderen Überlegungen die wichtigsten Argumente für die Kritik an<br />

der älteren <strong>Geschichte</strong>.<br />

Über Baldaufs Leben und allfällige weitere Manuskripte ist nichts bekannt.<br />

Der geniale Philologe lebt nur durch seine beiden Broschüren<br />

weiter.<br />

Es beschämt die ganze historisch-philologische Wissenschaft, daß<br />

Robert Baldauf wie Edwin Johnson nirgends zur Kenntnis genommen<br />

wurden und heute vergessen wären, hätten nicht russische<br />

Forscher seit 1990 diese beiden Kritiker wieder im Westen bekannt<br />

gemacht.<br />

Die Zeit nach 1914 war der Geschichtskritik wenig günstig – bis hin<br />

zur Gegenwart.<br />

Die Gründe liegen in der <strong>Geschichte</strong> des zwanzigsten Jahrhunderts.<br />

Dieses war geprägt durch zwei Weltkriege und eine dazwischen liegende<br />

Weltwirtschaftkrise. – Kriege und Krisen sind nie gut für eine

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