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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Die Frage der Fälschungen stellt sich hauptsächlich für das „Mittel<strong>alte</strong>r“<br />

und beschäftigt deshalb vornehmlich die Mediävisten. - Schließlich<br />

ist die „Antike“ nirgends original, sondern nur über „mittel<strong>alte</strong>rliche“<br />

Abschriften in die Neuzeit hinüber gekommen.<br />

In dem fünfbändigen Mammut-Werk Fälschungen im Mittel<strong>alte</strong>r<br />

(1988), wollten sich die Mediävisten dem Problem stellen (vgl. hierzu<br />

Rohland Bohlinger in der Einleitung zur Neuausgabe von Kammeier:<br />

Die Fälschung der deutschen <strong>Geschichte</strong> (Kammeier, 2000, 305 ff.).<br />

Die Ergebnisse dieses Kongresses von 1986 füllen viel Papier, sind<br />

aber dürftig in der Substanz. Die meisten Beiträge behandeln unbedeutende<br />

Einzelheiten der mittel<strong>alte</strong>rlichen Überlieferung. Nirgends<br />

finden sich grundsätzliche Überlegungen zur Quellenfrage. Die Chronologie<br />

wird an keinem Ort in Frage gestellt.<br />

Als Fazit ergibt sich aus diesem Fälschungskongreß, daß eine geschlossene<br />

Riege von staatlich bezahlten Mediävisten keinen Anlaß<br />

sieht, die Existenz eines tausendjährigen christlichen Mittel<strong>alte</strong>rs in<br />

Zweifel zu ziehen. Trotz dem Eingeständnis von massenhaften Fälschungen<br />

soll das herkömmliche Geschichtsbild stimmen.<br />

Der Herausgeber Horst Fuhrmann hat darüber hinaus in mehreren<br />

Büchern (Einladung ins Mittel<strong>alte</strong>r, Überall ist Mittel<strong>alte</strong>r) zu Fälschungen<br />

Stellung bezogen und zeigt sich darin als moderner Apologet<br />

des Mittel<strong>alte</strong>rs.<br />

Fuhrmanns Argumente aber sind mehr als diskutabel.<br />

Zum Fälschungsvorwurf antwortet er, daß auch die Antike und die<br />

Neuzeit gefälscht hätten. – Nun aber ist die „Antike“ nur aus dem<br />

„Mittel<strong>alte</strong>r“ überliefert. Also müßte der Forscher korrekt sagen, daß<br />

seit der letzterwähnten Epoche gefälscht wurde.<br />

Die unleugbare „Massenepidemie der Fälschungen“ im angeblichen<br />

Mittel<strong>alte</strong>r läßt die Frage aufkommen, ob es jenem sagenhaften Zeit<strong>alte</strong>r<br />

an Moral gemangelt habe.<br />

Horst Fuhrmann weiß darauf nur den Kirchenvater Augustinus zu zitieren,<br />

der in seiner Morallehre jede Form von Lüge verurteilt habe. –<br />

Doch aus welcher Zeit stammt jener Lehrer der Kirche? Und welche<br />

Fälscher haben seine Gestalt und seine Werke geschaffen?<br />

Da gute Argumente rar sind, bringen die Verteidiger des Mittel<strong>alte</strong>rs<br />

vor allem zwei Dinge ins Spiel.<br />

Zum ersten wird eine doppelte Logik entworfen: Für das Mittel<strong>alte</strong>r<br />

könne man nicht die gleichen kritischen Maßstäbe anwenden wie für<br />

die Neuzeit und die Gegenwart. Die pia fraus, also die fromme Lüge,

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