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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Doch wie bei Rom gibt es von Ferdinand Gregorovius die ausgezeichnete<br />

zweibändige <strong>Geschichte</strong> der Stadt Athen im Mittel<strong>alte</strong>r. –<br />

Und die neueren Untersuchungen von Hetherington, Cheetham, Setton,<br />

Topping und Bon liefern eine Fülle Hinweise, welche das Dunkel<br />

des mittel<strong>alte</strong>rlichen Griechenlands erhellen.<br />

Athen soll „um 250 AD“ von den barbarischen Herulern (von wo kamen<br />

sie?) zerstört worden sein. Und „330 AD“, nachdem Konstantin<br />

der Grosse sein Neu-Rom am Bosporus eingeweiht hatte, verlor die<br />

Hauptstadt von Attika vollends jede Bedeutung.<br />

Athen sank zur Provinzstadt des sagenhaften byzantinischen Reiches<br />

herab und schien sogar aus dem politischen und kulturellen<br />

Bewußtsein getilgt worden zu sein.<br />

Als einziger Kaiser von Byzanz besuchte der düstere Basilius II. „975<br />

– 1025“ die vergessene Hauptstadt des <strong>alte</strong>n Griechenlands. Jener<br />

Herrscher wurde Bulgarentöter genannt, weil er angeblich 15'000 gefangene<br />

Bulgaren blenden und nach Hause schicken ließ. – Bulgaren<br />

vor 1000 Jahren?<br />

Der Besuch des kaiserlichen Helden war eine hohe Auszeichnung<br />

für das vergessene Athen, notierte Gregorovius voll Bewunderung<br />

(Gregorovius: Athen, I, 162).<br />

Aber die interessanteste Episode aus den Dark Ages des mittel<strong>alte</strong>rlichen<br />

Athens ist aus dem „12. Jahrhundert“ zu vermerken. „Um<br />

1180“ soll der kleinasiatische Kleriker Michael Akominatos von Konstantinopel<br />

zum Erzbischof von Athen berufen worden sein.<br />

Dieser Geistliche verfaßte das einzige bekannte Klagelied über den<br />

Verfall der einst so berühmten Stadt vor der Renaissance. – Und als<br />

Freund der Antike nimmt er selbstverständlich seine Wohnung auf<br />

der Akropolis und hält dort seine feierliche Antrittsrede vor den im<br />

Parthenon (!) versammelten Athenern.<br />

Gregorovius sieht in der Predigt des Michael Akominatos ein vollkommenes,<br />

wenn auch verspätetes Seitenstück zu der berühmten<br />

Predigt Gregors des Grossen vor den Römern im St. Peter (Gregorovius:<br />

Athen, I, 216).<br />

Das ist aber nicht die einzige Parallelität, welche der große Historiker<br />

der Stadt Athen im Mittel<strong>alte</strong>r mit Ereignissen und Gest<strong>alte</strong>n in Rom<br />

sieht.<br />

Und die Klage über den Verfall der <strong>alte</strong>n Kultur ist ein typisches Geschöpf<br />

der Renaissance und des Barocks.

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