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Matrix alte Geschichte - 2012 - Dillum

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Merkwürdig ist auch, daß Thomas sein Hauptwerk, die Summa theologiae<br />

(oder theologica) nicht fertigstellte, weil er plötzlich mit Schreiben<br />

aufgehört habe (Davidson/Luhmann, 144).<br />

Aus der Geschichtserfindung kennen wir viele Werke, die Fragment<br />

blieben und häufig sogar mitten in einem Satz abbrechen.<br />

Der riesige Umfang des schriftlichen Werkes von Thomas von Aquin<br />

spricht für die Epoche des Barocks.<br />

Die Theologie des Aquinaten mit ihrer intellektuell herausfordernden<br />

Prämisse scientia dei est causa rerum = die Theologie ist die Grundlage<br />

des Seins kann nur aus der nachreformatorischen Zeit verstanden<br />

werden.<br />

Wie sehr der angeblich mittel<strong>alte</strong>rliche Thomas von Aquin in Tat und<br />

Wahrheit die Theologie und Dogmatik der römisch-katholischen Kirche<br />

der Neuzeit wiedergibt, beweisen neben der Summa auch die<br />

ihm zugeschriebenen Nebenwerke.<br />

Mit der Summa contra Gentiles (Summe gegen die Heiden) verfaßte<br />

Thomas ein apologetisches und missionarisches Werk für das studium<br />

arabicum der Dominikaner. Diese Unternehmung hatte die Aufgabe,<br />

die spanischen Juden und Mohammedaner zu bekehren. –<br />

Man kann daraus ableiten, daß in der Barockzeit in Spanien der katholische<br />

Glauben noch nicht gegen die anderen Bekenntnisse gesiegt<br />

hatte.<br />

Noch deutlicher wird der zeitgebundene Hintergrund des Thomismus<br />

in dem Traktat Contra errores Graecorum (Gegen die Irrtümer der<br />

Griechen). Darin werden falsche Lehren der griechisch-katholischen<br />

Kirche widerlegt und der Primat des Papstes sowie das Dogma der<br />

Trinität verteidigt.<br />

Auch die Kirchenväter, die in der Abhandlung gegen die Griechen<br />

zitiert werden, von Athanasius bis zu Johannes Chrysostomos, mußten<br />

zuerst vorgelegen haben.<br />

Erwähnt werden soll auch die kleine Schrift De regimine principum<br />

(Die Fürstenherrschaft) von Thomas. Es ist dies ein Fürstenspiegel<br />

mit Anklängen an die literarische Gattung der Staats-Utopien eines<br />

Thomas Morus und eines Campanella.<br />

Die Leistung Thomas von Aquins ist die Verbindung des heidnischen<br />

Aristoteles mit der katholischen Dogmatik. Da verwundert sehr, daß<br />

dieser Kirchenlehrer griechische Philosophen studierte, ohne der<br />

griechischen Sprache mächtig zu sein.

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