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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Autoimmunkranke eine nur mäßig ausreichende medizinische<br />

Informationsquelle dar.<br />

<strong>Ein</strong>e weitere Quelle, die Informationen für Kranke bereit halten könnte, sind<br />

Apotheken. Diese treiben einen gewerbsmäßigen Handel mit Arzneimitteln,<br />

der aufgrund der jüngsten Gesundheitsreformen zunehmend auf Profit<br />

ausgerichtet sind. Beratungsgespräche mit Patienten werden grundsätzlich<br />

über den möglichen Kauf eines zugelassenen, rezeptfreien Produktes geführt.<br />

Weitergehende Beratung und Informationen darf die Apotheke nicht geben.<br />

Sie ist nicht befugt, Diagnose oder Therapie durchzuführen, muß im konkreten<br />

Fall den Patienten zu einem Arzt weiterleiten.<br />

Die pharmazeutische Ausbildung der Apotheker ist nicht darauf ausgerichtet,<br />

nach Sichtung von Fachliteratur den Patienten ein rezeptpflichtiges<br />

Medikament oder eine bestimmte Therapie zu empfehlen. Neue medizinische<br />

Erkenntnisse im Bereich der Autoimmunkrankheiten werden nur selten von<br />

den Apothekern an die Patienten weitergereicht. Die vom Bun<strong>des</strong>verband der<br />

Deutschen Apotheken veröffentlichten Hefte sind eher der Laienpresse<br />

zuzuordnen.<br />

Zwischenzeitlich versuchte ein Pharmaunternehmen die Packungsbeilage<br />

eines Medikamentes als Informationsmedium anzubieten. <strong>Ein</strong>e sogenannte<br />

Mini-Illustrierte sollte den Kunden neben den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Gebrauchshinweisen auch Informationen, aktuelle Berichte, Hinweise und<br />

Unterhaltung anbieten. 227<br />

Häufig bedienen sich Patienten der Laienpresse, um ihren Arzt auf neue<br />

Behandlungsmethoden und Medikamente aufmerksam zu machen. Während<br />

man sich in den öffentlich-rechtlichen Medien eher bemüht, eine<br />

ausgewogene und aktuelle Berichterstattung zu präsentieren, finden sich in<br />

TV- und Printmedien der privaten Anbieter oft große Übertreibungen und<br />

überzogene Darstellungen. Ziel ist es nicht nur, bei den leidenden Patienten<br />

Hoffnungen zu erzeugen, sondern durch reißerische Aufmachung die Quote<br />

oder Auflage <strong>des</strong> Mediums zu erhöhen. Die Grenze, die für die medizinische<br />

Berichterstattung durch den Artikel 14 Pressekodex 228 gezogen ist, scheint<br />

häufig überschritten zu werden.<br />

Inhalt und Qualität der Medizinthemen in der Laienpresse kommen der<br />

reißerischen Aufmachung und Darstellung kaum nach. Autoimmunkrankheiten<br />

und neue Behandlungsmethoden werden regelmäßig dargestellt, doch ohne<br />

Systematik und ohne Übersicht über den gesamten Wissensstand in der<br />

227 Lingelbach, Dieter, „Leichter Leben“ – <strong>Ein</strong>e Mini-Illustrierte in<br />

jeder Medikamentenpackung (Vortrag), in: Communications, The<br />

European Journal of communication, Vol. 19, 2-3/1994, S. 340.<br />

228 Artikel 14 <strong>des</strong> Pressekodex lautet: „Bei Berichten über<br />

medizinische Themen ist eine unangemessene sensationelle Darstellung<br />

zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim<br />

Leser erwecken könnte. Forschungserkenntnisse, die sich in einem<br />

frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu<br />

abgeschlossen dargestellt werden.“<br />

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