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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Die Erreichbarkeit der Zielgruppe – Autoimmunkranke – erwies sich als<br />

schwierig. Viele Patienten befinden sich bereits in Selbsthilfegruppen. Alleine<br />

in der Deutschen-Rheuma-Liga sind rund 180.000 Menschen organisiert. Der<br />

Datenschutz verhindert einen direkten Zugang zu den Patienten über<br />

Selbsthilfegruppen und Krankenkassen. Zudem ist der Gesundheitszustand<br />

der Zielgruppe nicht permanent stabil. Die Krankheiten verlaufen teilweise<br />

schubförmig oder chronisch-progredient, so daß mit schneller<br />

Verschlechterung <strong>des</strong> Zustan<strong>des</strong> gerechnet werden muß.<br />

Obwohl viele Patienten sich durch die jeweiligen Selbsthilfegruppen mehr oder<br />

weniger informiert fühlen, besteht ein ständiger Informationsbedarf. Die<br />

Medien der Laienpresse sind selten in der Lage, diesem Bedarf kompetent<br />

nachzukommen. Vielmehr wird quotengerecht Hoffnung erzeugt, inhaltlich<br />

stoßen diese Meldungen und Beiträge aber auf Kritik der Ärzteschaft.<br />

Autoimmunkranke Patienten sind aufgrund ihrer nicht selten schnell<br />

fortschreitenden Krankheit bereit, Geld für Informationen und private<br />

Therapien zu bezahlen.<br />

Ärzte und Heilpraktiker schieden als Zielgruppe frühzeitig aus. <strong>Ein</strong><br />

umfangreicher Test an 10.000 Medizinern der Neurologie und Inneren<br />

Medizin, den der Verlag im Zeitraum August bis September 1994 mit einem<br />

„Autoimmun“-Angebot durchgeführt hat, ergab bei den Ärzten wenig<br />

Resonanz. Den Medizinern wurde ein Abonnement angeboten, das bei<br />

Zustandekommen <strong>des</strong> Vertrages fünf Gratisexemplare für das Wartezimmer<br />

vorsah. Die Zahl der erlangten Abonnements durch diesen Test belief sich auf<br />

nur 35 Exemplare. 161 Somit wurde die Konzeptionsphase mit der Erkenntnis<br />

abgeschlossen, daß die einzigen Leser chronisch kranke Menschen und ihre<br />

Familien sind.<br />

Zu Rheuma vgl. Christa Alheit und Michael Tycher, Das Beste -<br />

Reader’s Digest, Juni 1998, Nr. 6, S. 30-31; Autoimmun,<br />

September/Oktober 1993, Nr. 2, S. 8-9.<br />

160 Vergleiche auch: Fördergesellschaft zur Behandlung von<br />

Autoimmun-Erkrankungen e.V., Söhren 24, 24332 Schönkirchen/Kiel.<br />

(Internet: http://www.autoimmun.org)<br />

161 Ärzte begreifen sogenannte „Hauszeitschriften“ auch als<br />

Bedrohung, weil sie die Orientierung verlieren könnten, so auch:<br />

Buchner, Dietrich; Hauszeitschriften für Ärzte - <strong>Ein</strong>e<br />

werbesoziologische Untersuchung zur Kommunikation zwischen Industrie<br />

und Medizin, Stuttgart, 1968, S. 278.<br />

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