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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Ja, 1990 habe ich die niederschmetternde Diagnose bekommen. Typische<br />

Beschwerden hatte ich bereits seit 1982 gespürt, aber kein von mir befragter<br />

Arzt konnte damit etwas anfangen.<br />

Wurden Sie mit<br />

Deoxyspergualin behandelt?<br />

Anfang 1993 habe ich meinen ersten Infusionszyklus erhalten. Über die<br />

Substanz wußte ich vorher Bescheid. Nach Abfrage mehrerer medizinischer<br />

Datenbanken und der Auswertung durch Experten war mir klar, daß der Stoff<br />

verhältnismäßig harmlos ist. Er wurde bereits 1984 an Tieren und Menschen<br />

eingesetzt.<br />

Außerdem hatte ich keine andere Wahl, denn meine Krankheit nahm 1992<br />

eine beängstigende Entwicklung und Cortison zeigte überhaupt keine<br />

Wirksamkeit mehr. Ich konnte nur noch ein paar Schritte in meiner Berliner<br />

Wohnung laufen.<br />

Wie fühlen Sie sich ein<br />

Jahr nach der DSG-Therapie?<br />

<strong>Ein</strong>e schwierige Frage. Der bewegungszerstörende Krankheitsfortgang hat bis<br />

heute angehalten. Die Beschwerden, die ich vor der Therapie hatte, sind<br />

teilweise geblieben, andere haben sich verbessert oder sind ganz<br />

verschwunden und wieder andere zappeln, d. h. sie sind mal besser und mal<br />

wieder schlechter.<br />

Das ist ganz bestimmt nicht befriedigend, aber das Schlimmste ist vermieden<br />

worden, denn einen weiteren Fortgang der Krankheit habe ich bis heute nicht<br />

erlebt. Nun geht es darum, die zerstörten Nerven wieder aufzubauen, was<br />

auch eine große Herausforderung für unsere Wissenschaftler ist.<br />

Warum engagieren Sie sich für die Bekämpfung von schweren Krankheiten?<br />

Als ich mich gezwungenermaßen um die medizinische Wissenschaft kümmern<br />

mußte, habe ich einen Schreck bekommen. Kaum einer hat sich mit neuen<br />

Forschungsansätzen um die MS bemüht, bei anderen chronischen Krankheit<br />

sieht es ähnlich hoffnungslos aus. Der Forschungsstand rund um die MS glich<br />

einer Ruinenlandschaft, jedoch taten alle hieran Beteiligten unheimlich wichtig.<br />

Ich möchten keinem auf die Füße treten, viele leisten hervorragende<br />

Grundlagenforschung, aber davon wird meine Krankheit nicht geheilt. Es gibt,<br />

in der MS-Szene gut zu beobachten, viele eingefahrene Seilschaften, DMSG<br />

und sogenannte MS-Experten, die eine schnelle Therapieforschung, vielleicht<br />

ohne böse Absicht, behindern, weil sie sich mit ihren Forschungsgeldern und<br />

sonstigen Unterstützungen neu orientieren müßten. So, wie es bisher lief, war<br />

es bequem. Den Kranken versprach man bald ein Medikament, aber es kam<br />

nicht.<br />

Als ich vor einigen Jahren bei der DMSG-Berlin um Rat fragte, teilte man mir<br />

mit, daß ich genauere Auskünfte nur bei einer Mitgliedschaft in dem Verein<br />

erhalten könne. Das wunderte mich sehr.<br />

Der Ansatz Frankes mag je nach Krankheitsstadium noch nicht die ultimative<br />

Lösung sein. Es ist aber ein Beginn. Nur, wer unterstützt Franke? Er leistet<br />

anerkennenswerte Arbeit, doch helfen tut keiner. Deshalb habe ich Nägel mit<br />

Köpfen gemacht. Ich hoffe, daß für alle chronischen Krankheiten die<br />

Forschung schneller vorankommt.<br />

Seite 14:<br />

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