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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Angelika L., Kassel<br />

Baldige Entscheidung<br />

Sehr geehrter Herr Minister, lieber Herr Seehofer,<br />

aufgrund <strong>des</strong> Schreibens eines MS-Kranken aus meinem Wahlkreis wende<br />

ich mich an Sie mit der Bitte, möglichst bald eine Entscheidung über den<br />

weiteren <strong>Ein</strong>satz von DSG herbeizuführen.<br />

Der Selbstversuch von Dr. Franke habe den Erfolg von DSG bei der<br />

Behandlung dieser (bisher) unheilbaren Krankheit gezeigt, und auch nach<br />

Aussage von Frau Prof. Dr. Haas, einer stellvertretenden Studienleiterin der<br />

DSG-Therapiestudie, sei DSG ausgesprochen gut verträglich und auch sei in<br />

keinem der Zentren bisher ein Fall von schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />

bekannt geworden.<br />

Die Frage ist nun, ob das Mittel gefahrlos zu weiteren Versuchen benutzt<br />

werden darf. Denn sehr viele MS-Kranke setzen ihre ganze Hoffnung auf die<br />

DSG-Behandlung. Für eine kurze Mitteilung über den Stand der Diskussion<br />

wäre ich Ihnen sehr dankbar und hoffe, wie viele MS-Kranke, auf eine baldige<br />

Entscheidung.<br />

Sigrun L., Mitglied <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages, Wieg<br />

Doppelblind<br />

Zu Ihrem Interview mit Dr. Theobald im Heft 2/1993 würde ich gerne Ihre Kritik<br />

der Methodik von Arzneimittelprüfungen am Menschen - zum Stichwort „offen<br />

oder doppelblind“ - noch etwas genauer formulieren.<br />

<strong>Ein</strong>e offene Studie mit einer überlegen wirksamen Substanz würde sicher<br />

rasch zu einem eindeutigen Ergebnis führen, und der Riesenaufwand <strong>des</strong><br />

doppeltblinden Designs erscheint dann von vornherein als Zeitverschwendung<br />

und Umständlichkeit. Die Voraussetzung, daß es sich bei DSG um eine<br />

derartig überlegene Medikation handelt, ist noch strittig. So wäre für den<br />

Nachweis nur mäßig ausgeprägter, aber positiver Effekte, oder der<br />

Unwirksamkeit, „doppelblind“ theoretisch von Vorteil. Ist dieses Verfahren aber<br />

auch praktikabel?<br />

Inzwischen ist bekannt, daß Substanz und Placebo in Behandlungsstudien<br />

von Untersuchern wie Patienten in einem Ausmaß erraten werden, daß von<br />

„doppelblind“ keine Rede mehr sein kann. Man unterschätze doch die<br />

menschliche Neugier nicht! Die Substanzen werden bald nach Beginn der<br />

Untersuchungen offenbar an Wirkungen und Nebenwirkungen identifiziert,<br />

wobei die notwendige Aufklärung der Teilnehmer und der<br />

Erfahrungsaustausch während <strong>des</strong> Ablaufs eine Rolle spielen.<br />

Man darf doch fragen, ob die Verzerrung in der Beurteilung <strong>des</strong> Effektes von<br />

bewußt oder unbewußt verschwiegenem oder verdrängtem Wissen nicht viel<br />

gefährlicher für das Ergebnis einer Studie ist als der ehrliche und offene<br />

Umgang mit allen Daten, die nun einmal da sind.<br />

Man bräuchte im Gegenteil mehr zuverlässige und einfache Verfahren.<br />

Industrie und Zulassungsbehörde sind hier nicht auf aktuellem Stand. Das<br />

kommt davon, wenn man Menschen ohne Berücksichtigung von<br />

Erkenntnissen moderner Psychologie beforschen will. Vielleicht fehlt es auch<br />

am guten Willen. Über die bewußtseinsbestimmende Wirkung kurzsichtiger,<br />

aber mächtiger, kommerzieller Interessen und den Filz zwischen BGA und<br />

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