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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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erfolgreiches Mittel sein wird, hängt von den Untersuchungsergebnissen ab.<br />

Gute Erfolge ließen sich mit dem Wirkstoff Amantadin erzielen.<br />

Amantadin-Therapie bei der<br />

MS- typischen Müdigkeit<br />

Ursprünglich zählte Amantadin zu der Gruppe der Virostatika (zyklische<br />

Amine), die bei virusbedingten Infektionen (z.B. Influenza-Virus A) eingesetzt<br />

wurden. Sehr viel später wurde es als Parkinsonmittel entdeckt und bei<br />

Restsymptomen nach Gehirnoperationen verwendet. Die Wirkung basiert im<br />

wesentlichen auf der Verhinderung der Ablagerung, Vermehrung und Reifung<br />

von Viren. Bei der Parkinsonanwendung erreicht Amantadin im Rahmen einer<br />

Monotherapie eine Besserung der Gesamtsymptomatik zwischen 20 und 30<br />

Prozent.<br />

Wegen <strong>des</strong> Zytostatika-ähnlichen Effektes kann es zu Nebenwirkungen<br />

kommen. Bei 1 bis 5 Prozent der Parkinson- und Influenza-Patienten kommt<br />

es nach der <strong>Ein</strong>nahme u.a. zu Ataxie und Schlafstörungen. Bei 5 bis 10<br />

Prozent der Behandelten wurde Schwindel beobachtet. In einer 1995 an der<br />

State University of New York (MS Comprehensive Care Center)<br />

durchgeführten Studie wurde untersucht, ob Amantadin im Vergleich zu<br />

Placebo und dem Wirkstoff Pemolin das MS-Symptom Müdigkeit wirkungsvoll<br />

beseitigen kann. Pemolin, ein Psychoanaleptika zur Behandlung von<br />

Leistungs- und Antriebsschwäche, steht auf der „Doping-Liste“ und wird<br />

verbotenerweise von Sportlern zur Leistungsstimulanz verwendet. Im<br />

Ergebnis erreichte Amantadin – gemessen an der „fatigue severity scale<br />

(FSS)“ – eine 79prozentige Verbesserung der MS-typischen Müdigkeit.<br />

Pemolin konnte keine nachweisbare Verbesserung im Vergleich zu Placebo<br />

bewirken. Neurologische Symptome haben sich während der Therapie mit<br />

Amantadin nicht verschlechtert.<br />

Amantadin ist in Deutschland rezeptpflichtig. Die Dosierung sollte mit 100 mg<br />

beginnen und nach vier bis sieben Tagen auf den wirksamen Bereich von 200<br />

bis 400 mg „eingeschlichen“ werden. Der Wirkstoff wird von mehreren<br />

Pharmaunternehmen angeboten, die jedoch leider sehr unterschiedliche<br />

Preise für das Medikament nehmen, ein Vergleich kann sich lohnen. <strong>Ein</strong>e<br />

Therapie sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.<br />

Seite 9:<br />

Bald keine Placebostudien mehr bei MS?<br />

Noch immer ist der Maßstab jeder Medikamentenzulassung die Placebokontrollierte<br />

Doppelblindstudie. Dabei stellen sich neben den ethischen<br />

Problemen auch Kostenfragen. Mit einem neuen Modell versuchen<br />

Wissenschaftler anhand der progressiven Multiplen Sklerose, dieses<br />

Verfahren bald überflüssig zu machen.<br />

„Zwei Jahre lang habe ich ein Scheinmedikament erhalten. Vor kurzem sagte<br />

man es mir endlich. Zu Beginn der Studie konnte ich noch laufen, jetzt nicht<br />

mehr!“ So wie Dieter L. aus Lüneburg fühlen sich viele Teilnehmer von<br />

klinischen Studien betrogen. Sie gehen zwar freiwillig zu den<br />

Medikamententests, denn sie erhoffen sich eine Verbesserung ihre Krankheit.<br />

Wer aber zwei Jahre oder länger eine wirkungslose Substanz schluckt, der<br />

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