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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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von Beiträgen mit wissenschaftlicher Themenstellung außerordentlich gering ist“. 83<br />

Soritsch bezieht sich in seiner Arbeit auf eine frühere von ihm durchgeführte<br />

Untersuchung, die zeigte, daß Informationen zu Gesundheitsfragen zu einem<br />

großen Teil aus den Massenmedien bezogen werden, ihnen „offenbar die größte<br />

Bedeutung zukommt“. 84 Auch hier wird das Informationsbedürfnis der Rezipienten<br />

nicht sensibel genug berücksichtigt. Das Medium selbst steht im Vordergrund der<br />

Betrachtung.<br />

1978 veröffentlichte Horst Merscheim eine Untersuchung der Zeitschriften „Bunte“,<br />

„Neue Revue“, „Quick“ und „Stern“. Der Autor bediente sich dabei der Methode der<br />

quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse. Die Daten wurden im Zeitraum vom 1.<br />

März 1976 bis zum 1. März 1977 erhoben. 85 Unter anderem untersuchte Merscheim<br />

die in den Illustrierten dargestellten medizinischen Disziplinen. Hierbei ist<br />

bemerkenswert, daß in den Zeitschriften „Bunte“, „Neue Revue“ und „Quick“ am<br />

häufigsten über Vorbeugung, Krebs, Gynäkologie und allgemeine<br />

Hausarztratschläge berichtet worden ist. Hingegen hat der „Stern“ diese Gewichtung<br />

nicht vorzuweisen. 86 Sein medizinischer Schwerpunkt liegt auf der Chirurgie und auf<br />

der Gesundheitspolitik. 87 Somit kommt Merscheim zu dem Ergebnis:<br />

„Pauschalisierend kann jedoch die These als gerechtfertigt<br />

angesehen werden, daß der „Stern“ trotz seines relativ geringen<br />

Anteils an medizinischen Berichterstattungen im Rahmen seiner<br />

gesamten redaktionellen Berichterstattung die informativste der<br />

untersuchten Zeitschriften ist. Dieses Ergebnis bestätigt auch den<br />

Selbstanspruch <strong>des</strong> „Stern“, welcher das Ziel einer informierten<br />

Öffentlichkeit beinhaltet. Dieser informative Anspruch bezieht sich<br />

allerdings nicht so sehr auf die Berichterstattung aus den<br />

medizinischen Disziplinen als vielmehr auf die<br />

gesundheitspolitische Diskussion, welcher er sowohl im Rahmen<br />

seiner Berichterstattung als auch im Vergleich zu den anderen<br />

Zeitschriften das größte Gewicht zukommen läßt. Aufgrund seiner<br />

Berichterstattungen auf diesem Gebiet, welche sowohl Kritik am<br />

ärztlichen Selbstverständnis hinsichtlich der Honorar- und<br />

Kunstfehlerdiskussion beinhaltet, als auch die Kritik an von der<br />

83 Soritsch, Alois, Wissenschaftsinformation in Massenmedien, Wien<br />

1976, S. 30.<br />

84 Ebenda, S. 8. Vergleiche auch Kapitel 4.6. dieser Arbeit, in dem<br />

gezeigt werden kann, daß Patienten von einer Therapie mit einem in<br />

Deutschland nicht zugelassenen Medikament hauptsächlich aus den<br />

Medien erfuhren.<br />

85 Merscheim, Horst, Medizin in Illustrierten – Berichterstattungs-<br />

Analyse von „Bunte“, „Neue Revue“, „Quick“ und „Stern“, Bochum 1978,<br />

S. 50. Die Arbeit wurde 1978 von der Abteilung für Philosophie –<br />

Pädagogik – Psychologie der Ruhr-Universität Bochum unter dem Titel<br />

„Explizite und periphere medizinische Publizistik in<br />

Wochenzeitschriften – eine quantitative und qualitative<br />

Inhaltsanalyse von ‚Bunte‘, ‚Neue Revue‘, ‚Stern‘ und ‚Quick‘“ als<br />

Magister-Graduiertenarbeit angenommen.<br />

86 Ebenda, S. 104 bis 107.<br />

87 Ebenda, S. 109.<br />

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