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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Dr. Hans Wilimzig ist Arzt für Neurologie und Psychiatrie in der Osnabrücker<br />

Paracelsus-Klinik. Er zählt zu den Experten im Bereich der<br />

Autoimmunkrankheiten.<br />

In dieser und der nächsten AutoImmun News wird er über die Krankheit<br />

Myasthenia gravis berichten.<br />

Im folgenden soll über eine weitere neurologische bzw. neuromuskuläre<br />

Autoimmunerkrankung, die Myastenia gravis, berichtet werden. Autoimmunität<br />

bedeutet das Vorliegen einer Immunantwort gegen körpereigene Strukturen.<br />

Kleinste Mengen von Antikörpern zirkulieren ständig im Blut. Das<br />

immunologische Gleichgewicht wird durch ein komplexes Netzwerk gesteuert,<br />

welches alle Lymphozyten und ihre Antigenrezeptoren verbindet. Das<br />

Gleichgewicht <strong>des</strong> Systems wird durch das Immungedächtnis oder die<br />

Immuntoleranz charakterisiert.<br />

Die Myastenia gravis gilt als die am besten erforschte Autoimmunerkrankung<br />

<strong>des</strong> Menschen. Die Ursache dieser Erkrankung wird auf eine<br />

verschiedenartige Schädigung von Rezeptoren der Muskelfasern für den<br />

Überträgerstoff Acetylcholin durch Antikörper zurückgeführt.<br />

Charakteristisch ist eine belastungsabhängige Schwäche und abnorme<br />

Ermüdbarkeit der Willkürmuskulatur mit Besserung in Ruhe oder eine<br />

permanente, durch Belastung verstärkte Schwäche. Die Erkrankung kann<br />

grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Frauen erkranken häufiger und<br />

früher als Männer. Die Mehrzahl der weiblichen Patienten erkrankt zwischen<br />

dem 15. und 35. Lebensjahr. Bei Männern liegt der Beginn später, zwischen<br />

dem 60. und 70. Lebensjahr.<br />

Man schätzt die Erkrankungshäufigkeit auf etwa einen Erkrankten auf 10.000<br />

Gesunde ein. Die Behandlung der Krankheit besteht in einer symptomatischen<br />

Gabe von Cholinesterase-Hemmern (der Abbau <strong>des</strong> Überträgerstoffes<br />

Acetylcholin wird dadurch gehemmt), einer unspezifischen Immunsuppression<br />

und der Entfernung von zirkulierenden Antikörpern aus dem Blutplasma<br />

(Plasmapherese). Die operative Entfernung der Thymusdrüse (Thymektomie)<br />

wird ebenfalls in Betracht gezogen. Seit kurzer Zeit rückt auch die Gabe von<br />

speziellen Immunoglobulinen in den Vordergrund.<br />

Von der autoimmunbedingten Myasthenia gravis werden unter<br />

Berücksichtigung anderer Ursachen weitere Myasthenieformen abgegrenzt.<br />

Hierzu gehören unter anderen die angeborenen myasthenen Syndrome,<br />

toxischmedikamentös ausgelöste myasthene Syndrome sowie eine<br />

Muskelschwäche, die sich bei Tumorerkrankungen (meist beim<br />

Bronchialkarzinom) entwickeln kann.<br />

Klinisches Bild<br />

Grundsätzlich können alle Muskelgruppen betroffen sein. Meist finden sich die<br />

ersten Symptome einer Muskelschwäche an den empfindlichsten kleinen<br />

Muskeln, den Augenmuskeln. Typisch ist für den Krankheitsbeginn eine<br />

Sehstörung durch Doppelbildersehen, eine Lähmung der Lidhebermuskulatur<br />

mit ungleicher Lidspalte und eine Verstärkung dieser Symptome im Laufe <strong>des</strong><br />

Tages bis zum Abend. Oft kommt es ebenfalls zu einer unterschiedlich<br />

ausgeprägten Schwäche der Gesichtsmuskulatur, der Kau-, Schluck- und<br />

Sprechmuskeln mit Heiserkeit, undeutlicher Sprache, häufigem Verschlucken<br />

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