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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Entzündungsprozeß zu stoppen oder die immunaktive Zelltätigkeit zu<br />

schwächen. Neuerdings werden die Substanzen Cladribin und Mitoxantron<br />

diskutiert, die sich in der klinischen Prüfung befinden. Wie jedoch bei allen<br />

unspezifischen Immunsuppressiva stellt sich die Frage nach Verträglichkeit<br />

und Nebenwirkungen.<br />

Der breite Angriff auf das Immunsystem verursacht ein erhöhtes<br />

Schadensrisiko. Um dieses zu minimieren werden derzeit Studien mit dem<br />

Ziel durchgeführt, mit der geringst wirksamen Dosierung noch eine optimale<br />

Wirkung zu erreichen. In diesem Zusammenhang ist eine Studie mit<br />

intravenösen Immunglobulinen, die bei geringer Dosierung zu<br />

Symptomverbesserungen bei vielen Patienten geführt hat, zu nennen. Noch<br />

offen ist das Ergebnis einer weiteren placebokontrollierten Doppelblindstudie<br />

mit dem aus der Transplantationsmedizin bekannten Deoxyspergualin.<br />

Doch selbst wenn eine Verbesserung der therapeutischen Situation durch<br />

unspezifisch immunsuppressiv wirkende Substanzen erreicht wird, werden<br />

diese Medikamente einen Heilungsbeweis schuldig bleiben, weil sie im<br />

günstigsten Fall nur die Symptomatik der Erkrankung verbessern können.<br />

Wegen der geringen Kosten werden sie jedoch <strong>Ein</strong>gang in die klinische Praxis<br />

finden.<br />

2. Medikamente, die myelinspezifische T-Zellen beeinflussen<br />

Bekannt ist derzeit, daß MS-Patienten im Vergleich zu Nichterkrankten eine<br />

erhöhte Anzahl von T-Zellen gegen Myelinantigene aufweisen. Vermutlich<br />

sind diese T-Zellen sogar „scharf“, das heißt aktiviert. Als Ursache für diesen<br />

nicht gewünschten Zustand werden Viren, aber auch andere<br />

Regelungsstörungen diskutiert. <strong>Ein</strong>e gezielte Therapie muß die Aktivierung<br />

der entsprechenden T-Zellen blockieren. Wie Untersuchungen gezeigt haben,<br />

existieren in unterschiedlichen MS-Krankheitsstadien auch unterschiedliche<br />

Verbreitungen und Häufungen von T-Zellen gegen Myelinantigene. <strong>Ein</strong>e<br />

wirksame Therapie müßte somit auf jeden Patienten „maßgeschneidert“<br />

werden. Wegen der dadurch entstehenden Kosten wird von einer auf jeden<br />

einzelnen zugeschnittenen Therapie Abstand genommen.<br />

Dennoch werden Substanzen mit einer breiten Beeinflussung<br />

myelinspezifischer T-Zellen zur MS-Therapie eingesetzt. So kann durch Gabe<br />

von CD4-Antikörpern eine Abschwächung der T-Zellaktivität gegen<br />

Myelinantigene erreicht werden. In einer Studie konnte die Schubrate von MS-<br />

Patienten um 41 Prozent gesenkt werden, schreibt das Fachblatt „Neurology“.<br />

Gute Erfolge konnte man mit Copolymer-1 (COP-1), einer Mixtur aus kurzen<br />

Eiweißmolekülen, bei der MS-Therapie erreichen. COP-1 behindert indirekt<br />

die Ausbildung von T-Zellen gegen Myelinantigene. Bei MS-Frühstadien<br />

wurde eine Reduzierung der jährlichen Schubfrequenz von 1,7 auf 1,2<br />

nachgewiesen. In weiteren Studien wurde eine Abnahme <strong>des</strong><br />

Behinderungsgra<strong>des</strong> bei MS-Patienten gezeigt. COP-1 ist derzeit in den USA,<br />

Kanada und Israel zur Behandlung der MS zugelassen. 1998 soll es auch in<br />

Europa den Patienten zur Verfügung stehen, so ein Sprecher der Firma Gry-<br />

Pharma.<br />

Der therapeutische Ansatz, die Aktivität der T-Zellen gegen Myelinantigene zu<br />

beeinflussen, erscheint gegenüber der unspezifischen Immunsuppression<br />

vorteilhafter zu sein, weil er gezielter in das fehlgesteuerte Immunsystem<br />

eingreift und nach den bisherigen Erfahrungen für den Patienten wesentlich<br />

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