10.12.2012 Aufrufe

Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stichwort: Gentechnologie<br />

Bald in allen Lebensbereichen gegenwärtig, was ist in der Medizin möglich?<br />

Wissenschaftler präsentieren der Öffentlichkeit gentechnisch erzeugte<br />

Tomaten, Sojaprodukte und sogar ganze Ziegen und Schafe. Bald, so scheint<br />

es, wird kein Bereich unseres Lebens ohne Gentechnologie auskommen<br />

können. Doch welche Möglichkeiten stecken hinter dem Umgang mit der<br />

kleinsten und letzten unteilbaren Erbeinheit? Diskussionen über die<br />

Gentechnologie werden meist emotional und vordergründig geführt. Fakten<br />

bleiben unberücksichtigt, weil sie der Öffentlichkeit nur schwer vermittelt<br />

werden können. <strong>Ein</strong> wenig mehr Aufklärung könnte die Diskussion<br />

entspannen und konstruktiver gestalten.<br />

Im menschlichen Zellkern befinden sich rund 50.000 Gene. Davon sind den<br />

Experten, die in der Molekularbiologie und Biotechnologie arbeiten, nur etwa<br />

1.200 Gene bekannt. Bei der Erforschung befassen sich Gentechnologen<br />

sowohl mit theoretischen Aspekten als auch mit praktischen Methoden. Das<br />

<strong>Ein</strong>satzgebiet der Gentechnologie und die daraus erwachsenen Fragen sind<br />

umfangreich. Juristen stellen die Frage nach der Patentierbarkeit von Genen,<br />

die Züchtung von gentechnisch veränderten Pflanzen für die Landwirtschaft ist<br />

schon fast Alltag und Kritiker warnen vor einem militärischen Mißbrauch<br />

molekular veränderter Toxin-Waffen. Während Theoretiker vor der Rolle <strong>des</strong><br />

Menschen als Schöpfer neuen Lebens warnen, hat die Gentechnik längst<br />

schon <strong>Ein</strong>zug in die Lebensmittelherstellung gefunden.<br />

Das gentechnologische Flaggschiff und Leitbild sind die Bereiche Pharma<br />

und Medizin. Das hat zwei wesentliche Gründe: Zum einen sind die<br />

wirtschaftlichen Perspektiven für Hersteller faszinierend und zum anderen läßt<br />

sich die ethische Gen-Diskussion leichter führen, wenn Patienten konkrete<br />

Hilfe in Aussicht gestellt werden kann. Das erkannte die Forschung frühzeitig.<br />

Bereits Anfang der 70er Jahre gelang es, Gene in Mikroorganismen zu<br />

überführen. Ziel war es, Tiere zu erzeugen, die als Modellsystem für<br />

menschliche Krankheiten herhalten sollten. 1981 wurden die Fliege<br />

Drosophila melanogaster und kurz danach als erstes Säugetier eine Maus<br />

„hergestellt“. Inzwischen befinden sich in der gentechnologischen Arche<br />

Ratten, Schweine, Kaninchen, Schafe, Kühe, Geflügel, Fische und vieles<br />

andere Getier.<br />

Mit dem gentechnischen „Versuchsmaterial“ will man u.a. Bluthochdruck,<br />

Arteriosklerose und vielen Autoimmunkrankheiten auf die Spur kommen.<br />

Bisher noch ohne Erfolg.<br />

Die erzeugten Tiere, sogenannte transgene Tiere, werden in der Pharmazie<br />

ferner als Bioreaktoren verwendet. Im Vordergrund steht dabei die Produktion<br />

von Proteinen (z.B. Gamma-Interferon und Interleukin 2), die in der Therapie<br />

ihr <strong>Ein</strong>satzgebiet finden. In etwa drei Jahren, so schätzen Experten, werden<br />

transgene Tiere als Organspender für den Menschen zur Verfügung stehen<br />

können. Schon 1992 gelang es, transgene Schweine zu erzeugen, die<br />

menschliches Hämoglobin produzieren. Das Schweineblut soll als<br />

Ausgangsmaterial für die Herstellung von Blutersatzstoffen dienen und damit<br />

die regelmäßig zu wenig vorhandenen Blutkonserven in den Kliniken auffüllen.<br />

<strong>Ein</strong> weiteres <strong>Ein</strong>satzfeld ist die Gentherapie. Derzeit werden weltweit etwa<br />

2.000 Menschen gentherapeutisch behandelt. Die meisten von ihnen leiden<br />

unter bösartigen Krebserkrankungen. Infolge der Forschungen konnte man die<br />

607

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!