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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Wunderheilern, habe in Mexiko bei Medizinmännern Drogen<br />

genommen, die mir die fehlende Erkenntnis geben sollten, und<br />

habe an zwei Arzneimittelstudien teilgenommen. Nichts hat<br />

geholfen.“<br />

Wie kommt es zur Kenntnisnahme von Therapien und wie stellen sie sich aus<br />

der Sicht der Betroffenen dar?<br />

Der behandelnde Arzt schlägt den Patienten Therapien vor. Die Patienten<br />

lassen sich in aller Regel auf solche Angebote ein, weil ihnen bewußt ist, eine<br />

unheilbare Krankheit zu haben. Hierbei handelt es sich um Therapien, die<br />

meistens von den Krankenkassen getragen werden. Diesen klassischen Weg<br />

sind nahezu alle Autoimmunkranken gegangen. Ob eine Krankheit allerdings<br />

aufgrund einer Therapie ihr schicksalhaftes Gesamttempo verringert, ist unter<br />

Medizinern nicht geklärt.<br />

Manuela ist inzwischen therapieerfahren:<br />

„Mir ging es sehr mies. Das erste mal spürte ich die ganze<br />

Brutalität meiner Krankheit. Mein Arzt sagte, daß wir etwas<br />

unternehmen müßten. Ich bekam jeden Tag Spritzen und nach<br />

einer Woche merkte ich, daß es mir besser ging. Aber nach drei<br />

Wochen war alles wieder beim alten. Ich konnte meine Beine<br />

wieder nicht anheben. Dann gab es wieder Spritzen. Mein Mann<br />

wurde instruiert und eingewiesen. Jeden Abend gab er mir meine<br />

Spritzen. Es wurde ein wenig besser, hielt aber auch nicht lange<br />

an. Dann mußte ich ins Krankenhaus.“<br />

Aber auch zu klinischen Arzneimittelstudien mit noch nicht zugelassenen<br />

Substanzen wird der Patient eingeladen, wenn der Arzt sich für ihn einsetzt.<br />

Hierbei entstehen keine Kosten für den Patienten, aber die Anzahl der<br />

Teilnehmer ist begrenzt. Sie müssen zudem fürchten, nach einer langen<br />

<strong>Ein</strong>gangsuntersuchung, ein Scheinpräparat zu erhalten. 188<br />

Siegrid nahm an einer Arzneimittelstudie teil:<br />

„Mit meinem Arzt bin ich sehr zufrieden. Wir können ganz offen<br />

über alles reden. Auch vor meiner Schwangerschaft klärte er mich<br />

sorgfältig über die Risiken auf. Letztes Jahr erzählte er mir etwas<br />

von einer Arzneimittelstudie, zeigte mir ein paar Fachaufsätze und<br />

meinte, das wäre vielleicht etwas für mich. Die Aufsätze habe ich<br />

nicht verstanden, aber ich vertraute ihm. Er wirkte sehr<br />

entschlossen und sagte, er würde alles unternehmen damit ich an<br />

dieser Studie teilnehmen könne. Ich sagte zu, was hatte ich schon<br />

zu verlieren?<br />

Die eigentliche Therapie fand dann in einem Krankenhaus statt.<br />

Dafür mußte ich eine Woche lang verreisen. Wir lagen zu viert,<br />

188 Zur placebokontrollierten Doppelblindstudie vergleiche:<br />

Autoimmun, Oktober / November 1994, Nr. 5, S. 6-8.<br />

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