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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Aufmarsch gegen die Multiple Sklerose:<br />

Beta-Interferon-Spritze und DSG-Infusion im Vergleich<br />

Zwei Arzneien gegen die bisher unheilbare Krankheit MS haben in den letzten<br />

Jahren unter Patienten, Ärzten, Pharmaunternehmen und in der<br />

Fachöffentlichkeit für Hoffnung, Aufsehen und Ernüchterung gesorgt: Beta-<br />

Interferon und Deoxyspergualin (DSG)<br />

Der Wirkungsvergleich von Medikamenten ist schwierig. Zum einen besitzen<br />

unterschiedliche Arzneien auch verschiedene Wirkungsweisen. Zum anderen<br />

wirkt nicht ein Medikament bei allen Menschen gleich, selbst die bewährtesten<br />

Mittel haben bei manchen Patienten gar keine oder sogar eine schädliche<br />

Wirkung. Wiederum können Präparate, von denen schwere Nebenwirkungen<br />

erwartet werden dürfen, bei Erkrankten ohne Komplikationen einen heilenden<br />

Effekt verursachen.<br />

Klinische Studien, die mit einer größeren Anzahl von Patienten durchgeführt<br />

werden, versuchen den Zufall auszuschalten und ein annähernd objektives<br />

Bild der Arzneiwirkung zu zeichnen. Dabei werden für eine spezielle Krankheit<br />

bestimmte Daten erhoben. Bei Krebs-Studien spielt zum Beispiel die<br />

Ansprechrate einer Arznei beim Menschen eine wichtige Rolle. Die<br />

Medikamentenwirkung ist in Multiple-Sklerose-Studien etwas komplizierter zu<br />

messen, aber unmöglich ist es nicht. Die dabei international einheitlich<br />

verwendeten Kriterien, die über die Wirksamkeit eines Medikaments bei<br />

erkrankten Menschen entscheiden, ermöglichen den Vergleich der<br />

Testergebnisse.<br />

Der Konkurrenzkampf der verantwortlichen Pharmaunternehmen, die erste<br />

Zulassung zu erlangen, eine reservierte Patientenvertretung, eine aus den<br />

USA nach Deutschland übergeschwappte und wieder verebbte Erfolgshysterie<br />

und eine gegen Bun<strong>des</strong>gesundheitsminister Horst Seehofer entscheidende<br />

Zulassungsbehörde sorgten für Unsicherheit und Fehlentscheidungen. Somit<br />

sollte auf der Basis bisher vorhandener Ergebnisse ein bilanzierender<br />

Vergleich von Beta-Interferon und Deoxyspergualin gezogen werden.<br />

Schwieriger Vergleich<br />

Medikamente lassen sich nur dann vergleichen, wenn gleiche Kriterien gelten.<br />

Für das gentechnisch hergestellte Schering-Interferon und das japanische<br />

DSG stehen vergleichbare Messungen zum Behinderungsgrad der Patienten<br />

und Daten der Kernspintomographie zur Verfügung. Die Ergebnisse der<br />

Interferon-Studie sind veröffentlicht und nachlesbar, hingegen liegen die<br />

Endresultate der DSG-Studie immer noch nicht vor. Die Eilzulassung für die<br />

MS-Patienten wurde letztlich aufgrund eines Gutachtens <strong>des</strong> ärztlichen<br />

Beirats der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. versagt. Trotzdem<br />

lassen sich die bereits publizierten Daten der Firma Behringwerke verwenden.<br />

Ferner legte das Pharmaunternehmen gegenüber Autoimmun exklusiv einen<br />

umfangreichen Teil der für die Zulassungsbehörde bestimmten Unterlagen<br />

vor.<br />

In beiden Doppelblindstudien wurde das klinische Befinden der Patienten<br />

gemessen, also der Behinderungsgrad. Um den Behinderungsgrad eines<br />

Patienten festzustellen, ist eine umfassende neurologische Untersuchung<br />

notwendig. Der Arzt bestimmt danach den Grad der Behinderung auf einer<br />

zehnstelligen Skala, die EDSS (Expanded Disability Status Scale) genannt<br />

wird. Beispielsweise würde ein EDSS-Wert von „0“ bedeuten, daß der Patient<br />

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