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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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etont und feststellt, daß dieser in erster Linie eine potentielle Aufklärungsfunktion<br />

mit gesundheitspädagogischen Zielen erwartet. 32<br />

Demgegenüber geht Robert Jungk einen Schritt weiter und fordert:<br />

„Aber damit sollte die Arbeit <strong>des</strong> Wissenschaftsjournalisten nicht<br />

aufhören. Er sollte nicht ‚wertfrei‘ berichten, wie es meist von ihm<br />

verlangt wird, sondern urteilen und bewerten. Wird in der<br />

Publizistik über Kunst, Literatur oder Theater referiert, so erwartet<br />

man von den Verfassern eine begründete kritische Stellungnahme<br />

zu dem gezeigten kulturellen Produkt. Weshalb soll das gerade bei<br />

den Naturwissenschaften anders sein? Da wird zwar eine interne<br />

Kritik von seiten der Kollegen als selbstverständlich angesehen,<br />

aber eine <strong>Ein</strong>mischung ‚von außen‘ als laienhaft, lästig und<br />

ärgerlich.“ 33<br />

Diesem Argument von Robert Jungk schließt sich Reiner Matzker an, der bereits<br />

Ansätze zur Kritik während der Journalistenausbildung sehen möchte. 34 Auch Horst<br />

Merscheim teilt diese Auffassung und stellte klar, daß der Journalist nicht Teil <strong>des</strong><br />

Medizinsystems sein darf. Dabei kommt er zu dem Ergebnis:<br />

„Will er diese Funktion erfüllen, so ist Distanz – die hier eine<br />

positive Arbeitsbedingung darstellt – sicher notwendiger als<br />

Identifikation mit den Wissenschaftsbetreibern, will er nicht als<br />

Hofberichterstatter sein vielleicht auskömmliches Dasein fristen.“ 35<br />

Distanz und Kritikfähigkeit sind somit feste Bestandteile<br />

wissenschaftsjournalistischer Tätigkeit. Vor allem die Distanz zum Thema erhält bei<br />

Matthias Kohring eine enorme Wichtigkeit für die Entwicklung einer Theorie <strong>des</strong><br />

Wissenschaftsjournalismus:<br />

„Die Glaubwürdigkeit <strong>des</strong> Journalismus, und dies ist keine<br />

neuartige Feststellung, hängt direkt davon ab, inwieweit er Distanz<br />

32 Roloff, Eckart K., Ärzte und Medizinjournalismus, in: Heinz-<br />

Dietrich Fischer (Hrsg.), Publizistikwissenschaftler und<br />

Medizinkommunikation im deutschsprachigen Raum, Bochum 1990, S. 43.<br />

33 Jungk, Robert, Wider den Götzendienst am Altar der Forschung –<br />

Kritische Wissenschaftsberichterstattung: Erfahrungen aus über vier<br />

Jahrzehnten, in: Medium - Zeitschrift für Hörfunk, Fernsehen, Film,<br />

Presse, Nr. 1, 1990, S. 42.<br />

34 Matzker, Reiner; Journalistische Wissenschaftsvermittlung –<br />

Gedanken zum Journalismus und seiner gesellschaftlichen Funktion,<br />

in: Medium - Zeitschrift für Hörfunk, Fernsehen, Film, Presse, Nr.<br />

4, 1993, S. 23, mit Hinweis auf den Diplom-Medienberater-<br />

Studiengang.<br />

35 Merscheim, Horst, Medizin im Fernsehen: Probleme massenmedial<br />

vermittelter Gesundheitsberichterstattung – eine empirischanalystische<br />

Studie, Bochum 1984, S. 24.<br />

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