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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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4 Die Rezipienten<br />

4.1 <strong>Ein</strong>e Untersuchung am „Patienten“ wird durchgeführt<br />

Bearbeiter: Michael Tycher<br />

Kein Geheimnis ist die Erkenntnis, daß der wirtschaftliche Erfolg eines<br />

medialen Produkts von verschiedenen Faktoren abhängt. <strong>Ein</strong> Faktor ist die<br />

Zielgruppe, also Leser, Hörer oder Zuschauer. Private Medienunternehmen,<br />

Verlage und Sender ringen hierbei um eine zahlungskräftige und quantitativ<br />

große Konsumentengruppe, die für den Verkauf von Werbung und zur<br />

Steigerung von Quote und Auflage geeignet ist. Um diesen Rezipienten jeden<br />

Wunsch und je<strong>des</strong> mediale Bedürfnis von den Lippen ablesen zu können,<br />

werden Untersuchungen und Befragungen durchgeführt.<br />

Wer sich im Special-Interest-Bereich aufhält, es also mit Konsumenten ganz<br />

bestimmter Disziplinen, Fachgebiete und Hobbys zu tun hat, spürt nicht nur<br />

einen beschränkten und hart umkämpften Werbeverkauf, sondern ist genötigt,<br />

die Qualität seines Produkts auf einem soliden Niveau zu halten. Der<br />

permanente Kontakt zum Käufer ist dabei ein unabdingbares Erfordernis. Im<br />

Idealfall kennt der Verleger die Lebensumstände, Wünsche und intellektuellen<br />

Fähigkeiten seiner Leser und kann sein Produkt darauf zuschneiden. Das<br />

Erfordernis, den Konsumenten medialer Produkte möglichst exakt<br />

auszuspähen, scheint um so stärker zu sein, je mehr sich das Medium an<br />

einer Zielgruppe orientieren soll.<br />

Unterstellt man nun, daß unheilbar chronisch kranke Menschen Konsumenten<br />

eines medialen Special-Interest-Produkts sind, dann gilt, wie eben festgestellt,<br />

auch hier der Grundsatz, Lebensumstände, Wünsche und intellektuelle<br />

Fähigkeiten in Erfahrung zu bringen. Für die Veröffentlichung der „Autoimmun“<br />

stellten sich in diesem Zusammenhang eine Reihe von konkreten Fragen. 162<br />

Vordringlich war es, die konkrete Lebenssituation der Leser in Erfahrung zu<br />

bringen. Denn nur mit diesen Ergebnissen konnte das Blatt spezielle, auf die<br />

Bedürfnisse der Leser zugeschnittene, Informationen in allen Rubriken<br />

veröffentlichen. <strong>Ein</strong>e weitere Frage stellte sich zu den intellektuellen<br />

Fähigkeiten der Leser. Die Erfüllung der Vorgabe, den Leser in einer<br />

verständlichen Sprache zu informieren, setzt gerade bei medizinischen Texten<br />

eine besondere Kenntnis der Leser voraus.<br />

Im folgenden werden nun Ergebnisse einer Fallstudie mit insgesamt 104<br />

„Autoimmun“ Lesern und Patienten vorgestellt. Die gesamte<br />

162 Nicht alle Fragen, die sich im Zusammenhang mit Patienten als<br />

Konsumenten medialer Produkte stellen, werden in dieser Arbeit<br />

behandelt. Offen bleibt zum Beispiel die Untersuchung der Fragen:<br />

Welchen <strong>Ein</strong>fluß hatte eine positive Berichterstattung über Frankes<br />

Behandlungsmethode auf das Leserverhalten oder gar auf das<br />

persönliche Wohlbefinden? Wann war es für die Leser erkennbar, daß<br />

auch PR-gesteuerte Artikel als redaktionelle Beiträge veröffentlicht<br />

wurden?<br />

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