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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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sahen die Ursache in der fortschreitenden Industriealisierung und verlangten<br />

die Rückkehr zur mittelalterlichen Lebensweise. Aus heutiger Sicht ist die<br />

Erklärung recht simpel, obwohl wir wieder mit scheußlichen Krankheiten zu<br />

kämpfen haben. Im 19. Jahrhundert wurde die Cholera meist mit den Tod<br />

gleichgesetzt.<br />

Pettenkofers Familie betroffen<br />

Sie verschonte auch die Familie <strong>des</strong> Professors der medizinischen Chemie,<br />

Max Pettenkofer (1818-1901), nicht. Während sich Töchterchen Anna nur mit<br />

knapper Not wieder erholte, starb die Köchin <strong>des</strong> Hauses. Der<br />

sechunddreißigjährige, robuste Pettenkofer genas verhältnismäßig leicht.<br />

Pettenkofer war ein glänzender Experimentator. Um der Cholera auf die<br />

Schliche zu kommen, ging er ganz systematisch vor: Er besichtigte je<strong>des</strong> von<br />

der Seuche befallene Haus, untersuchte das Trinkwasser, die<br />

Ausscheidungen der Kranken und übertrug die Aufzeichnungen gewissenhaft<br />

auf einen großen Stadtplan.<br />

Außerdem reiste er, um Erkundigungen einzuziehen, inspizierend und<br />

kontrolliernd im ganzen Land herum. Wieder an sein Institut zurückgekehrt,<br />

verzeichnete er sämtliche betroffenen Orte auf einer Generalstabskarte von<br />

Bayern.<br />

Durch seine Aufzeichnungen glaubte er, daß in Mulden gelegene Ortschaften<br />

besonders hartnäckig von der Cholera heimgesucht würden. Also müßte die<br />

Entstehung einer Choleraepidemie in erster Linie an die Örtlichkeiten<br />

gebunden sein.<br />

„Und welcher ist ihrer Meinung nach der Krankheitsstoff?“ fragten die<br />

Mitglieder <strong>des</strong> Obermedizinalausschusses, denen er seine<br />

Untersuchungergebnisse darlegte. „Ja, darüber muß ich mir noch Gedanken<br />

machen“.<br />

Umweltbedingungen für Cholera mitverantwortlich<br />

Er zeigte sich durchaus nicht abgeneigt, einen Krankheitsstoff anzuerkennen!<br />

Um der Seuche Herr zu werden, müßten die Stadtverwaltungen für die<br />

Beseitigung örtlicher Krankheitsdispositionen sorgen: Durch<br />

Schwemmkanalisationen, Wasserleitungen, Straßenbepflasterung sowie die<br />

<strong>Ein</strong>richtung zentraler Schlachthöfe.<br />

Unter der Parole, München müßte die gesün<strong>des</strong>te deutsche Großstadt<br />

werden, setzte Pettenkofer seine Forderungen gegen heftige Widerstände<br />

durch.<br />

Er war mit seinen Untersuchungen auf das Gebiet der Hygiene geraten und<br />

hatte eine neue Wissenschaft begründet. Pettenkofer blieb bei der<br />

prophylaktischen Abwehr der Seuchen nicht stehen, sondern erforschte<br />

experimentell die Rolle der Bekleidung, das Wasser, die Atmosphäre, die<br />

Heizung, die Beleuchtung und die Leichenbestattungen, kurz alle<br />

Umweltbedingungen, die für Leben und Gesundheit der Bevölkerung eine<br />

Rolle spielen.<br />

Seine Bemühungen wurden im Jahre 1865 dadurch gekrönt, daß die<br />

Universität ihm ein Ordinariat für experimentelle Hygiene einrichtete. 1879<br />

erhielt er neben seiner Professur ein eigenes hygienisches Institut. 1882<br />

begann er, in seinem Institut ein „Handbuch der Hygiene und<br />

Gewerbekrankheiten“ herauszugeben.<br />

Robert Kochs Entdeckung<br />

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