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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Pillen und Säften. <strong>Ein</strong>ige sind stark wirksame Substanzen, andere besitzen<br />

eine zweifelhafte Wirksamkeit:<br />

„Ich weiß, daß ich mich zu schnell überreden lasse. Wenn ich<br />

gegen meine Krankheit nichts unternehme, geht es mir noch<br />

schlechter. Also versuche ich alles zu bekommen, was ich erhalten<br />

kann. So auch das Medikament von Prof. Franke. Als ich bei ihm<br />

war, erzählte ich ihm von meinen erdrückenden Symptomen. Er<br />

sagte, das wäre teuflisch und wir müßten bald eine Therapie<br />

dagegen beginnen. 254 Natürlich hat er Werbung für seine Methode<br />

gemacht. Ich habe nicht lange nachgedacht und zugesagt.<br />

Leider war das nicht so erfolgreich gewesen. Aber zwischendurch<br />

habe ich noch ein paar andere Therapien versucht. In der<br />

‘Autoimmun’ stehen viele Hinweise auf Methoden und<br />

Möglichkeiten. Meistens beginne ich so schnell wie möglich mit<br />

den Anwendungen. Wenn ein Arzt ein Rezept verschreiben muß,<br />

gibt es auch keine Probleme. Denn ich gehe zu vielen Ärzten, und<br />

die kennen mich schon. <strong>Ein</strong>er ist immer dabei, der das Rezept<br />

unterschreibt.“<br />

Bei allen vorgestellten Typen besteht die Gefahr, unberechtigte Hoffnungen zu<br />

wecken. Das geringste Potential bietet der „Skeptiker“, er wird sich sehr selten<br />

zu einer unüberlegten Therapie anstiften lassen. Die stärkste Gefahr besteht<br />

beim „Anwender“. Gerade <strong>des</strong>halb erscheint es notwendig, ganz besonders<br />

auf eine sachliche Darstellung zu achten. Gerne wird aber auf den „Anwender“<br />

verwiesen, um von einer Berichterstattung über schwere<br />

Autoimmunkrankheiten abzusehen. Schnell heißt es dann in den Redaktionen:<br />

Die rennen ja gleich los und wollen das neue Mittel ausprobieren. Und wenn<br />

etwas passiert, sind wir noch schuld.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das vorhandene<br />

Informationsdefizit bei Autoimmunkranken noch ausfüllungsbedürftig ist. Die<br />

Patienten nehmen sachliche Informationen, wenn sie ihnen geboten werden,<br />

an. Hierbei könnten die Medien eine verstärkte Rolle spielen und mehr<br />

Verantwortung übernehmen, wie die Untersuchungen mit der „Autoimmun“<br />

zeigen konnten.<br />

5.6 Zusammenfassung<br />

Bearbeiter: Christa Alheit und Michael Tycher<br />

Im Abschnitt „Die Redaktion als Partner“ wurden zunächst die medizinischen<br />

Informationsquellen für chronisch Kranke untersucht. Hierbei konnte ein<br />

Informationsdefizit bei den Erkrankten ermittelt werden. In einem weiteren<br />

Schritt konnten die Informations- und Recherchequellen der „Autoimmun“-<br />

254 Über das „Teuflische“ in der Arzneimittelwerbung: Knilli,<br />

Friedrich, Das große Warentheater, in: Medienmagazin 1, München<br />

1974, S. 114.<br />

157

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