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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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sensationelle Aufbereitung die kritische Stellungsnahme. Während<br />

die FAZ auf die kasuistische Darstellung der Krankheit weitgehend<br />

verzichtet, entscheidet sich die BZ in den meisten Fällen für den<br />

personenbezogenen Bericht, welchem durch seine stärkere<br />

Suggestionskraft ein gewisser gesundheitserzieherischer Effekt<br />

nicht abzusprechen ist. (... )<br />

In Bezug auf die Therapieerfolge überwiegt in der BZ die Zahl der<br />

negativen <strong>Ein</strong>schätzungen die positiven Beurteilungen erheblich,<br />

während in der FAZ in dem überwiegenden Teil der Artikel eine<br />

neutrale Stellungnahme zu konstatieren war. Diese Differenz in<br />

der Bewertung der medizinischen Neuigkeiten spiegelt sich auch<br />

in der Sprache wieder: Während in der FAZ auf die <strong>Ein</strong>haltung<br />

einer präzisen sachlichen Formulierung unter reichlicher<br />

Verwendung der Fachtermini geachtet wird, zeigt der Wortschatz<br />

der BZ eine deutliche emotionale Prägung, die Anlaß zu falschen<br />

Hoffnungen und Mißverständnissen sein kann.“ 118<br />

Dem Autor gelang es mit seiner Inhaltsanalyse, die deutlichen Unterschiede in der<br />

Berichterstattung zum Thema Krebs zwischen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“<br />

und der „Bild-Zeitung“ hervorzuheben. Dabei darf allerdings nicht vergessen<br />

werden, daß die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ auch zu den Massenmdien zu<br />

zählen ist und eine andere Zielgruppe als die „Bild-Zeitung“ bedienen möchte.<br />

Bereits ein Jahr später veröffentlichte Joachim Pietzsch zum selben Thema seine<br />

Arbeit „Lesestoff Krebs“. Von der bis dahin erschienen Literatur hebt sich die<br />

Publikation in der Sprache und der Methodik ab. Hierzu der Herausgeber im<br />

Vorwort:<br />

„Anders als bei vielen fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />

handelt es sich bei dieser am Institut für Journalismus an der<br />

Universität Bochum angefertigten schriftlichen Hausarbeit um eine<br />

leicht lesbare Studie, deren journalistische Genese offen zutage<br />

tritt. Sie hat zudem den Vorteil, nicht mit Theorie überfrachtet zu<br />

sein. Pietzsch gelingt es vielmehr immer wieder, den Bezug zum<br />

journalistischen Alltag herzustellen, was ihn vor<br />

Fehleinschätzungen bewahrt, die manche praxisferne<br />

kommunikationswissenschaftliche Arbeit entwertet.“ 119<br />

Pietzsch untersucht unter anderem in einer sogenannten qualitativen<br />

Frequenzanalyse die Titelgeschichten zum Thema Krebs <strong>des</strong> Nachrichtenmagazins<br />

„Der Spiegel“ aus den Jahren 1965, 1972, 1974, 1977, 1982 und 1987. 120 Ziel dieser<br />

118 Ebenda, S. 214f.<br />

119 Vorwort der Herausgeber Johann F. Volrad Deneke, Heinz-Dietrich<br />

Fischer und Rainer Flöhl zu: Pietzsch, Joachim, Lesestoff Krebs: Die<br />

Darstellung der „Krankheit <strong>des</strong> Jahrhunderts“ in ausgewählten<br />

Printmedien, Bochum 1991.<br />

120 Pietzsch, Joachim, Lesestoff Krebs: Die Darstellung der<br />

„Krankheit <strong>des</strong> Jahrhunderts“ in ausgewählten Printmedien, Bochum<br />

1991, S. 50.<br />

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