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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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muß es gesagt werden. Wir wollen doch den Patienten die bestmögliche<br />

Therapie anbieten“.<br />

Solange keine Daten vorliegen, kann sich die MS-Forschung auch kein Bild<br />

über die eine oder andere Wirkungsweise von Medikamenten machen. Das<br />

hat wiederum zur Folge, daß neue Projekte, die sich auf bestimmte<br />

Erkenntnisse der DSG-Studie stützen könnten, verzögert werden. „Auch<br />

schlechte Ergebnisse sind Ergebnisse, mit denen man weiter voranarbeiten<br />

kann. Doch wer keine Ergebnisse veröffentlicht, der verschleiert etwas“, bringt<br />

es ein Mitarbeiter der holländischen MS-Vereinigung auf den Punkt.<br />

Daß die Substanz noch lange nicht an den Grenzen ihrer therapeutischen<br />

Möglichkeiten angelangt ist, zeigen neuere Erkenntnisse über sogenannte<br />

Hitzeschockproteine. Bereits 1993 wies Kappos auf offene Fragen der Arznei<br />

hin: „Darüber hinaus gibt es - noch weitgehend unaufgeklärte - Wirkungen<br />

(von DSG) auf Makrophagen und Monozyten, bei denen es die Produktion von<br />

toxischen Sauerstoffradikalen, lysosomalen Enzymen und Stickoxiden<br />

hemmt.“ Französische Wissenschaftler aus Marseille sehen darin<br />

Möglichkeiten für eine erfolgreiche Therapie der Volkskrankheit Rheuma.<br />

Weitere Hinweise gibt es zur Therapie von Neurodermitis, Lupus<br />

erythemato<strong>des</strong>, und sogar bei AIDS scheint die Möglichkeit zu bestehen, den<br />

Ausbruch Krankheit zu verzögern. Doch die Forschung kommt nur dann<br />

weiter, wenn Zahlen, Daten und Fakten vorgelegt werden. Wissenschaftler der<br />

Behringwerke haben inzwischen das „interessante Wirkungsprofil“ der<br />

Substanz DSG erkannt. Man verlegt sich auf eine mögliche Behandlung von<br />

Diabetis (Typ 1). Diesmal werden Forscher der Chirurgischen<br />

Universitätsklinik Freiburg eingebunden und erste Ergebnisse im Fachblatt<br />

„Immunol-Let“ präsentiert. Weitere Erkenntnisse sind zur Zeit nicht bekannt.<br />

Der amerikanische Patentinhaber, Bristol-Myers Squibb, beurteilt den <strong>Ein</strong>satz<br />

<strong>des</strong> Präparates als noch offen. Im Firmenlabor, dem Pharmaceutical<br />

Research Institute in Wallingford, Conneticut, wird ohne Scheu über eine<br />

mögliche MS-Therapie mit DSG gesprochen. Nicht nur das, im April dieses<br />

Jahres wurde in der Fachzeitschrift „Transplant-Proc.“ diese Möglichkeit<br />

erwähnt. In Japan, wo die Multiple Sklerose sehr selten vorkommt, verwendet<br />

man DSG schon seit längerer Zeit zur Behandlung von Abstoßungskrisen<br />

nach Organtransplantationen.<br />

Der Erfolg <strong>des</strong> Medikaments im Bereich der Transplantationsforschung könnte<br />

eine der vielen MS-Theorien stützen: Geht man davon aus, daß Teile <strong>des</strong><br />

Immunsystems der MS-Kranken - aus welchen Gründen auch immer - nicht<br />

normal arbeiten und sich <strong>des</strong>halb gegen den eigenen Körper richten, dann<br />

liegt die Vermutung nicht fern, daß es sich dabei um eine Abstoßungskrise<br />

handelt. Der Körper wendet sich gegen Teile im Gehirn und Rückenmark. Der<br />

<strong>Ein</strong>satz von neuen, verträglich und spezifisch wirkenden Substanzen, die nicht<br />

auf einer primären Unterdrückung <strong>des</strong> Immunsystems basieren, würden die<br />

MS-Therapie in eine neue Richtung lenken. Zögernd nähert sich die<br />

Wissenschaft diesem Gedanken teilweise an.<br />

<strong>Ein</strong>schätzung <strong>des</strong> DSG-Selbstversuchs<br />

Im Vorfeld und während <strong>des</strong> erwähnten Eilzulassungsverfahrens bezüglich<br />

der Indikation Multiple Sklerose zeigten sich die Behringwerke durchaus<br />

mitteilsamer. Manchmal natürlich aus eigennützigen Gründen, die<br />

durchschaubar waren. Vielleicht versprach man sich dadurch schnelleren<br />

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