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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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„Autoimmun“ medizinische Informationen und Inhalte für eine spezielle<br />

Zielgruppe verfaßte, war die Erforschung der Lebenssituation der Betroffenen<br />

zwingend notwendig.<br />

Häufiger sind die medizinischen Häufigkeiten und deren Inhalte in<br />

breitenwirksamen Medien erforscht worden. <strong>Ein</strong>e Reihe von Untersuchungen<br />

liegen seit Anfang der siebziger Jahre vor. In der Regel handelt es sich um<br />

Inhaltsanalysen. <strong>Ein</strong>e Auswahl der wesentlichen Arbeiten wird nachfolgend<br />

vorgestellt.<br />

Mit einer empirischen Untersuchung einzelner Jahrgänge <strong>des</strong>„Spiegels“<br />

konnte Georg Kärtner bereits 1972 die wachsende Bedeutung medizinischer<br />

Themen nachweisen. 80 Anläßlich der ersten erfolgreichen<br />

Herztransplantationen zeigten auch die Medien Interesse an medizinischen<br />

Themen. Hieraus leitet Kärtner den Schluß ab:<br />

„Der Beitrag derartiger Demonstrationen wissenschaftlicher<br />

Leistungsfähigkeit und der Ambivalenz <strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />

Fortschritts zur Befreiung der Wissenschaft aus dem<br />

elfenbeinernen Turm elitärer Öffentlichkeitsferne kann sinnvoll<br />

nicht geleugnet werden. Aber dieser Beitrag ist sicherlich<br />

überschätzt bzw. in seiner Funktion mißverstanden, wenn<br />

einzelnen derartigen Ereignissen, und mögen sie noch so<br />

sensationell oder einschneidend erscheinen, die Potenz<br />

zugeschrieben wird, ein langfristiges, inhaltlich prinzipiell nicht<br />

begrenztes, allgemeines Wissenschaftsinteresse einer<br />

gesellschaftsweiten Öffentlichkeit zu mobilisieren.“ 81<br />

Kärtners <strong>Ein</strong>schätzung der medialen Bedeutung wissenschaftsorientierter Themen<br />

in Massenmedien hat sich als nicht ganz zutreffend erwiesen. Der Autor geht von<br />

dem Grundsatz aus: „Denn die Technik besitzt ebenso wie Psychologie und Medizin<br />

einen hohen Bezug zur Alltagserfahrung“. 82 Damit möchte er das zwischenzeitliche<br />

Interesse der Rezipienten an naturwissenschaftlichen Themen in den Medien<br />

erklären. Doch gerade dieses Argument hätte den Autor dazu bewegen müssen,<br />

den Naturwissenschaften, insbesondere der Medizin, die sich mit den Alltagsleiden<br />

der Patienten befaßt, ein steigen<strong>des</strong> öffentliches Interesse zu attestieren.<br />

Vier Jahre später publizierte Alois Soritsch seine Ergebnisse über<br />

„Wissenschaftsinformation in Massenmedien“. In Österreich untersuchte der Autor<br />

die beiden Tageszeitungen „Neue Kronenzeitung“ und „Kurier“. Er kommt bei der<br />

Auswertung seiner quantitativen Inhaltsanalyse zu dem Schluß, „…daß der Anteil<br />

80 Kärtner, Georg, Wissenschaft und Öffentlichkeit – Die<br />

gesellschaftliche Kontrolle der Wissenschaft als<br />

Kommunikationsproblem. <strong>Ein</strong>e Analyse anhand der Berichterstattung <strong>des</strong><br />

Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ und anderer Massenmedien, Band 1,<br />

Göppingen 1972, S. 309f.<br />

81 Ebenda, S. 479.<br />

82 Ebenda, S. 344.<br />

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