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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Skala. Und zum anderen fragten wir nach einer <strong>Ein</strong>schätzung der<br />

persönlichen Krankheitsschwere. Dazu wurde eine zehnstellige Skala<br />

entwickelt (Krankheitsschwere = KS-Wert), die von 1 (symptomfrei) bis 10<br />

(schwerste Erkrankung) reichte. Die Abstufungen lehnen sich an den in der<br />

Neurologie verwendeten EDSS-Wert (expanded disability status scale) an,<br />

sind allerdings für die Untersuchungsfrage verständlicher formuliert worden.<br />

In einem weiteren Schritt untersuchten wir die medizinische Versorgung und<br />

fragten nach der medizinisch-medialen Berichterstattung. Schließlich wurde<br />

eine These zur Problematik von Privattherapien aufgestellt um deren<br />

Zustimmung oder Ablehnung gebeten wurde. Durch zahlreiche Gespräche,<br />

Interviews und Teilnahme an Gesprächsrunden konnten Aussagen zur<br />

Lebenssituation der Untersuchungsgruppe gesammelt werden. Im<br />

Vordergrund stand die Frage, wie das soziale Umfeld mit den kranken<br />

Teilnehmern umging. Die Auswertung und Interpretation der gesammelten<br />

Aussagen wird anhand typischer Fallbeispiele im folgenden dargestellt.<br />

Die Untersuchungssituation war schwierig. An eine kleine Testgruppe wurden<br />

Fragebögen verschickt. Die Angeschriebenen zeigten zwar Bereitschaft, die<br />

Bögen auszufüllen, jedoch machten körperliche Defizite (Spastik, Tremor und<br />

Ataxie in den Armen, Sehschwäche etc.) die schriftliche Ausführung teilweise<br />

unmöglich. Somit wurde eine kombinierte Umfrageform mittels Fragebögen<br />

und telefonischer Befragung gewählt. Zudem wäre eine reine<br />

Fragebogenaktion mit erheblichen Kosten verbunden gewesen. Bei einer<br />

Zufriedenheitsanalyse stationärer Patienten, die im Klinikum der Universität<br />

Regensburg – Abteilung Unfallchirurgie – durchgeführt wurde, zeigte sich, daß<br />

der Aufwand und das Potential einer Fragebogenaktion in der Unfallchirurgie<br />

mit „erheblichen Kosten“ verbunden war. 163 Auch muß bei einer solchen<br />

Befragung auf die körperlichen Behinderungen Rücksicht genommen werden.<br />

Hannelore Döhner veröffentlichte 1982 eine Untersuchung unter dem Titel<br />

„Chronisch Kranke und behinderte Patienten einer chirurgischen<br />

Universitätsklinik“. Dabei zeigte sie, daß die Befragten diverse körperliche<br />

Schwierigkeiten bei der Beantwortung der Fragen gehabt hätten. Somit<br />

wurden Maßnahmen ergriffen, die die Untersuchung doch noch ermöglichten.<br />

Hierzu zählte die Vergrößerung der Schrift, weil viele Patienten diese nicht<br />

hätten lesen können. 164 Auch ein einseitiger Druck der Fragebögen wurde<br />

verwendet, damit für die Patienten die Überschaubarkeit der Papiere<br />

gewährleistet war. Döhner bemerkt auch hier, daß dies zu wesentlich höheren<br />

Kosten geführt hat. 165 Im Ergebnis konnten die krankheitsbedingten und<br />

ökonomischen Hindernisse nicht aus dem Weg geräumt werden. Somit<br />

wurden die Daten im Rahmen einer kombinierten Befragung mittels Bogen<br />

und Interview erhoben.<br />

163 Kretschmer, R., Schumann, A., Asbach, M., Nerlich, M.,<br />

Zufriedenheitsanalyse stationärer Patienten: Aufwand und Potential<br />

einer Fragebogenerhebung in der Unfallchirurgie, in:<br />

Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement, Heft 2, 1999, S. 31.<br />

164 Döhner, Hannelore, Chronisch Kranke und behinderte Patienten<br />

einer chirurgischen Universiätsklinik, Hamburg, 1982, S. 130.<br />

165 Ebenda.<br />

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