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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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keine Symptome spürt. Beim Wert „5“ liegen bereits starke Gehbehinderungen<br />

oder andere schwere Symptome vor. Der Wert „10“ würde den Tod durch<br />

Multiple Sklerose bedeuten.<br />

Die Studienteilnehmer wiederholen die EDSS-Untersuchung in vorher<br />

festgelegten Zeitintervallen. Damit läßt sich ermitteln, ob die Wirkung einer<br />

Arznei den Behinderungsgrad <strong>des</strong> Patienten über einen festgelegten Zeitraum<br />

beeinflußt. So wurden alle 372 Teilnehmer der MS-Studie mit Beta-Interferon<br />

(1b) regelmäßig auf ihren Behinderungsgrad untersucht. Dabei stellten die<br />

Ärzte der Studiengruppe „Interferon-Beta“ bereits 1993 fest, daß die Arznei<br />

keine Verbesserung <strong>des</strong> Behinderungsgrads (EDSS) erwirkt. Der<br />

Behinderungsgrad der Placebopatienten war dem der Beta-Interferon-Gruppe<br />

annähernd gleich.<br />

Da im wesentlichen Patienten mit einem schubförmigen MS-Verlauf<br />

(min<strong>des</strong>tens zwei Schübe pro Jahr) teilnahmen, interessierte man sich für<br />

Anzahl, Dauer und Schwere der Schübe. Hier konnte man Erfolge messen.<br />

Die durchschnittliche Anzahl der Schübe sank gegenüber den<br />

Placebopatienten von 1,27 auf 0,84 Schübe pro Jahr. Auch der Schweregrad<br />

der Schübe in der hochdosierten Beta-Interferon-Gruppe ließ nach.<br />

Allerdings haben alle Patienten letztendlich doch Schübe bekommen und bei<br />

einem von vier Patienten verschlechterte sich sogar das Befinden.<br />

Ernüchternd stellt der Wissenschaftler Dr. med. Barry G. W. Arnason 1993 in<br />

der angesehenen Fachzeitschrift „Neurology“ fest: „Interferon-Beta ist nicht<br />

das lang erwartete Heilmittel der MS.“ Bemerkenswert sind auch die<br />

Ergebnisse einer italienischen Forschergruppe, die mit einem Interferon-Beta-<br />

Präparat bei 16 Patienten eine Verschlechterung von Schubrate und<br />

Progression im Gegensatz zur Placebogruppe feststellte.<br />

<strong>Ein</strong> weiteres Problem bereitet den Forschern Kopfzerbrechen. Offensichtlich<br />

entwickeln sich im Körper Antikörper gegen das Beta-Interferon. Die Folgen<br />

könnten fatal sein. Die Bedeutung für das Langzeit-Therapieergebnis werde<br />

unter den Experten diskutiert, stellt jüngst das „Deutsche Ärzteblatt“ fest.<br />

Weitere Ernüchterung über die seit Jahrzehnten bekannte Beta-Interferon-<br />

Therapie läßt das kürzlich veröffentlichte Fünfjahresergebnis aufkommen. Bei<br />

den mit Interferon-Beta 1b behandelten MS-Patienten konnte keine<br />

Verminderung der Schubrate mehr nachgewiesen werden. Lediglich fünf<br />

Patienten nehmen im fünften Therapiejahr noch an dem Versuch teil, die<br />

anderen brachen ab.<br />

Der Gegenspieler Deoxyspergualin (DSG) zeigt beim Behinderungsgrad<br />

(EDSS) deutliche Vorteile gegenüber dem Beta-Interferon. Noch nach 12<br />

Monaten konnte der EDSS-Wert bei den hochdosiert behandelten Patienten<br />

um einen Punkt verbessert werden. „Dies kann den Unterschied zwischen<br />

Rollstuhl und Krücke bedeuten“, beurteilt der ehemalige Studienleiter Dr. K.<br />

Theo-bald die Lage. Ferner seien die Patienten schubfrei geworden,<br />

kommentiert Behrings Pressesprecher Dr. Pohlmann das Resultat. Dies<br />

scheint <strong>des</strong>halb besonders erwähnenswert, weil das DSG auch bei den<br />

Nebenwirkungen Pluspunkte sammeln kann. Die „Rote Liste“, das<br />

verbindliche Arzneihandbuch, verlangt wegen der gefährlichen<br />

Nebenwirkungen bei der Beta-Interferon-Therapie eine engmaschige<br />

Patientenüberwachung.<br />

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